Erster Teil
Leben, Werk und Zeit des Wolfram von Eschenbach
1 Große Zeitreise zurück in das dreizehnte Jahrhundert: auf einer Spur durch die Wolfram-Rezeption, auf der anderen Spur von der Eifel durch das Rheintal und den Odenwald nach Eschenbach 7
2 Einblick in den Kristallschalen-Kosmos, wie ihn Wolframs Zeitgenossen sahen 50
3 Erstes Kapitel der biographischen Rekonstruktion: Wolframs Geburt, Kindheit und Jugend 52
4 Erstes Kapitel der Werk-Übersicht: Liedtexte des Wolfram von Eschenbach 59
5 Szenario eines gewöhnlichen Tages eines Ministerialen; Bligger denkt im Bett über Hohe Liebe nach, ißt mit der Familie, reitet aus, trifft seine Geliebte im Badehaus ... 70
6 Bligger nimmt teil an einer Belagerung und plant die Verführungeinerjungen Frau durch einen Liebestrank 112
7 Zweites Kapitel der Biographie: War Wolfram ein Ritter? Welchem Herrn könnte er gedient haben 117
8 Skizze des Kaisers Heinrich VI., der das Sizilianische Königreich eroberte und zwischen norddeutscher und nordafrikanischer Küste regierte 125
9 Die Erdscheibe mit dem Wassergürtel - wie sie Wolframs Zeitgenossen sahen 131
10 Kleiner Exkurs in den arabischen Bereich: Astronomie und Buchkultur 135
11 Ibn al-Wassa preist arabische Lebensformen und feiert die edle Liebe 139
12 Arabische Besucher staunen über das Abendland 143
13 Hungersnöte, die Wolfram miterlebt, wohl auch miterlittenhat 144
14 Der große Komet über Wolfram, der kleine Komet über mir 147
15 Ein achtzehnjähriger und ein sechzehnjähriger deutscher König kämpfen ab 1198 um die Alleinherrschaft 150
16 Drittes Kapitel der Biographie: Wolfram in Franken und in Thüringen 160
17 Die Handelsmacht Venedig kauft einen Kreuzzug und läßt 1204 das christliche Byzanz erobern 174
18 Die Geldmacht von Kaufleuten, beispielsweise im heiligen Köln 177
19 Drittes Szenario: ein Kirchbau wird gegen Kreuzzüge verteidigt, ein Märchen soll Wirklichkeit werden 179
20 Viertes Kapitel der Biographie: Wolfram und die Sage vom Sängerkrieg, Wolframs Schwertleite 189
21 Erste Bohrprobe aus sprachlichen Sedimenten der Wolfram-Überlieferung 194
22 Zweites Kapitel der Werk-Übersicht: der Parzival-Ro-man und die Gawan-Geschichten. Und eine Hommage an Chretien de Troyes 195
23 Wurden Epen nur vorgetragen oder wurden sie auch gelesen? 235
24 Karl Lachmann ediert den Parzival-Roman, die Brüder Grimm unterstützen ihn 236
25 Das Verdonck-Verfahren wird vorgestellt; kurzer Werkstattbericht; einige Stilmerkmale 241
26 Das vierte Szenario führt in das Skriptorium eines Klosters: wie werden Epen geschrieben? 247
27 Kleine Meditation über Zeit im Mittelalter 268
28 Fünftes Kapitel der Biographie: Wolfram verläßt Thüringen und preist Elisabeth von Vohburg 269
29 Fortsetzung und Ende des Thronkrieges zwischen Philipp und Otto. Ein neuer König kommt aus Sizilien: Friedrich II 276
30 Sechstes Kapitel der Biographie: Wolfram ist wieder in Thüringen; sein Mäzen, der Landgraf 283
31 Im fünften Szenario wird ein Turnier beschrieben; Konrads Nachtwache, Schwertleite und sein erstes Turnier als
Ritter 291
32 Konrad nimmt an einem lokalen Feldzug teil und muß umlernen 318
33 Bericht über den französischen und den deutschen Kinderkreuzzug 322
34 Tempelritter, Johanniter und Deutschordensherren; der miles christianus, das Schwert und der Glaube 324
35 Zweite Bohrprobe aus sprachlichen Sedimenten der Wolfram-Überlieferung 327
36 Drittes Kapitel der Werk-Übersicht: das Willehalm-Epos. Und Rennewart schwingt den Balken 328
37 Zwischen Katastrophen die Erfüllung eines Traums: das Reich des sizilianischen Königs Roger II 375
38 Zweite Meditation über Zeit im Mittelalter 379
39 Sechstes Szenario: ein Kaufmann ist vor Mainz gelandet und hat einen weitreichenden politischen Plan 381
40 Siebtes Kapitel der Biographie: Wie könnte Wolfram gearbeitethaben? 399
41 Viertes Kapitel der Werk-Übersicht: Die Titurel-Frag-mente 404
42 Wolframs Tod. Die Figuren dieses Buchs versammeln sich zur Totenfeier 422
Zweiter Teil
Der Parzival des Wolfram von Eschenbach
Wolframs Prolog. Der Held des Romans ist noch nicht geboren, es wird zuerst die Geschichte von Parzivals Vater erzählt: Gahmuret von Anjou wird enterbt, zieht ins Morgenland, kämpft im Dienst des Kalifen von Bagdad, kommt in das Königreich Sasamanc, unterstützt die schwarze Königin Belacane, besiegt die Belagerer, wird der Gemahl der jungen Königin und damit Herrscher von Asagouc und Sasamanc, zeugt ein Kind. Voller Lust auf Abenteuer bricht Gahmuret wieder auf, heimlich. Die verlassene Belacane gebiert später ein Naturwunder: das Kind ist schwarz und weiß gefleckt wie eine Elster; es wird Fairefis genannt 429
Gahmuret reist über Spanien nach Wales, in das Kernland der Artus-Sagen. Auf dem großen Turnier von Kanvolais hat sich die junge Königin Herzeloyde als Siegespreis ausgesetzt. Gahmuret siegt - aber er ist verheiratet. Ein Hofgericht hebt diese Ehebindung auf, die Hochzeit findet statt, Parzival wird gezeugt. Und Gahmuret reist wieder zum Kalifen, wird im Kampf getötet. Herzeloyde erfährt von seinem Tod und gebiert Parzival 465
Bevor Wolfram von Parzival erzählt, äußert er sich in eigener Sache: seine Selbstdarstellung, Selbststilisierung, Selbstverteidigung - ein temperamentvoller Dichter kommt zu Wort 497
Königin Herzeloyde verläßt ihren Hof, zieht mit Parzival in eine Wald-Einöde: ihr Kind soll nie etwas von Rittern erfahren, das Schicksal seines Vaters soll ihm erspart bleiben. Im Wald trifft der Bub auf einige Ritter in vollem Waffenglanz, hört von König Artus, will sofort an seinen Hof. Daß seine Mutter ihn als Narren kleidet, hilft nichts: der Junge besiegt den berühmten Roten Ritter, darf - mit Erlaubnis des Königs Artus - dessen Rüstung tragen. Eine Rüstung allein macht noch keinen Ritter: Gournemans unterweist ihn in Rittertugenden 499
Parzival will sich in Rittertaten bewähren, will Ritterruhm erringen, zieht umher, gelangt nach Beaurepaire, unterstützt dort Königin Conduir-amour, die vom Heer eines enttäuschten schottischen Freiers belagert wird. Parzival siegt und heiratet Conduir-amour. Wie sein Vater bricht er bald schon wiederauf 545
In der Nähe des Mont Salvage trifft Parzival den fischenden Gralskönig Anfortas, wird in die Gralsburg eingeladen. In einer großen Choreographie schöner Frauen läßt Wolfram den Gral präsentieren, der alle Speisen und Getränke emaniert, die am Hof gewünscht werden. Von Gourne-mans höfisch unterwiesen, stellt Parzival nicht die Fragen, die naheliegen könnten: Was der Gral bedeute, warum der Burgherr leide. Am nächsten Morgen verläßt er die scheinbar leere Burg 578
Parzival erreicht wieder den Hof des Artus, wird in die Tafelrunde aufgenommen. Ausgerechnet bei diesem Fest erscheint die Gralsbotin Cundrie la sorciere, verflucht Parzival öffentlich, weil er dem Gralskönig nicht teilnahmsvoll fragend geholfen hat. Weil ein Unglück selten allein kommt, wird anschließend von einem Boten der junge Artusritter Gawan (fälschlich) beschuldigt, einen Mord begangen zu haben, er muß sich - zu einem späteren Termin - einem gerichtlichen Zweikampf stellen. Parzival und Gawan brechen auf: Parzival sucht den Gral, Gawan zieht zum Kampf, der nie stattfinden wird 619
Es wird nun von Gawans Abenteuern erzählt. Er kommt nach Belleroche, das von einem enttäuschten Freier belagert wird: Meleans wurde von Obie zurückgewiesen, beide sind fast noch im Kindesalter. Gawan läßt sich von Obies (vielleicht siebenjähriger) Schwester Obilot zur Verteidigung der Stadt gewinnen. Das Kind verliebt sich in den jungen Mann, der für sie kämpft und der selbstverständlich siegt. Gawan versöhnt die zerstrittenen Liebenden und zieht weiter 660
Gawan gelangt nach Ascaloun, nach Champ Fan^on, lernt dort Antikonie, die Schwester des Königs Vergulaht,
kennen. Sie werden von einem Höfling sehr rasch bei Zärtlichkeiten ertappt, müssen sich gegen aufgebrachte Bewohner von Burg und Stadt verteidigen, mit steinernen Schachfiguren und einem großen Schachbrett. Die Lage wird geklärt, aber auch Antikonie kann Gawan nicht halten 692
Der Dichter führt ein Zwiegespräch mit dem weiblich verkörperten Abenteuer: er fragt nach Parzivals Geschick, bringt dann aber selbst einen kurzen Rückblick, erzählt sogleich das Neueste: Parzivals Begegnung mit Sigune, seiner Cousine, die in einer Waldesklause lebt, ihren toten Schionatulander beklagend. Parzival setzt die Suche nach dem Gral fort, trifft auf einen Gralswächter, einen Tempelritter, führt einen Kampf mit ihm 709
Parzival kommt an einem Karfreitag zur Felsklause des Einsiedlers Trevrizent, eines Bruders des Gralskönigs. Der Einsiedler spricht über Gott und den Gral und den weiterhin leidenden Anfortas, dem ein unbekannter Ritter nicht geholfen habe. Erst später, beim Versorgen seines Pferdes, gesteht Parzival, daß er es war, der die Frage versäumt hat.
Aber Sühne ist möglich. Parzival bricht auf 719
Doch erzählt wird wieder von Gawan. Er trifft auf Orgeluse, die ihm sehr gefällt, die ihn aber schnippisch und höhnisch zurückweist, eine verletzte Liebende. Gawan darf sich ihr anschließen, er muß für sie kämpfen, kommt damit jedoch der Erfüllung seines Wunsches nicht näher: Orgeluse trennt sich von ihm 761
Gawan erreicht das Wunderschloß, das Chateau Merveille.
Ein Bann liegt auf den Bewohnern: der kastrierte Zauberer Klingsor hat Männer und Frauen streng voneinander getrennt. Gawan besteht das Abenteuer auf dem herumrasenden Zauberbett und den Kampf mit dem hungrigen Löwen, wird allerdings stark verwundet. Hofdamen pflegen ihn gesund. In das Chateau kehrt das Leben zurück;
Damen und Herren in Liebesgesprächen 788
Auf dem Dach des Chateau Merveille sieht Gawan in einer Wundersäule einen Ritter mit einer schönen Dame - Or-geluse. Trotz seiner Wunden nimmt Gawan sofort den Kampf mit dem Ritter auf und siegt. Aber Orgeluse hat noch eine Liebesprobe für ihn: er muß einen lebensgefährlichen Pferdesprung über eine Schlucht wagen, um ihr einen Ast vom Baum des Königs Gramoflans zu holen. Das gelingt; Orgeluse ist von Gawans Liebe überzeugt und überwältigt, in einer Kemenate des Chateau Merveille werden beide glücklich 810
Und es wird, nach einem Zeitsprung, wieder von Parzival erzählt: er trifft auf einen morgenländischen Ritter, sie führen einen außerordentlich harten Kampf miteinander, erkennen sich, als sie die Helme abnehmen: Parzival hat gegen seinen Halbbruder Fairefis gekämpft. Brüderlich vereint ziehen sie an den Hof des Königs Artus. Dort ist auch bereits Gawan. Erneut erscheint Cundrie la sorciere, diesmal hat sie eine frohe Botschaft: Parzival ist zum Gralskönigberufen 841
Mit seinem heidnischen Halbbruder zieht Parzival zum
' Mont Salvage. Er stellt dort die Frage, auf die er seit langem vorbereitet ist; Anfortas wird sofort gesund, jung, schön. Und Parzival kann endlich seine Frau Conduir-amour wiedersehen; sie hat mittlerweile Zwillinge geboren, Gardais und Lohengrin, von denen Parzival bisher nichts wußte. Fairefis verliebt sich in Repanse de Joie, die den Gral tragen darf, den der Heide freilich nicht sieht; er läßt sich taufen, darf Repanse heiraten. Abendland und Morgenland sind versöhnt, sind märchenhaft glücklich vereint, zumindest auf der Gralsburg 875
Anhang 905