In der Alpweide «Burlena» hielt sich einst ein Spukgeist auf. Besonders in der Sommerszeit, wenn die Alp bewohnt war, trieb er da seine Neckereien. Er spielte den Hirten manchen tollen Streich. Mit Vorliebe belästigte er die Leute, welche im Stafel übernachten wollten. Wenn die müden Ausflügler droben auf dem weichen Heulager ihre Ruhe suchten, mussten sie immer irgendeines Schabernackes gewärtig sein, den ihnen der Spukgeist spielte. Die Schlafgäste mussten mittels einer Leiter zur Heubühne hinaufsteigen, um droben ihr Nachtlager aufzusuchen. Unbemerkt schlich sich der Plaggeist herzu und nahm boshafterweise die Leiter weg, so dass die Gäste sie andernmorgens suchen mussten, wenn sie wieder heruntersteigen wollten. Wenn die müden Schläfer ruhen wollten, ergötzte sich der Geist damit, ihren wohlverdienten Schlaf zu stören. Er begab sich auf den Heustock, packte das Heu zu kleinen Ballen und warf sie in seiner Bosheit den Schlafenden auf das Angesicht, dass sie nach Luft schnappten. Wenn sie unwillig ob der gestörten Nachtruhe auffuhren und den Ruhestörer packen wollten, erblickten sie aber niemanden. Mit einem schadenfrohen Kichern machte er sich davon, um neuerdings sein unheimliches Spiel zu beginnen, so dass die Übernachter keinen Schlaf finden konnten. Eine auffallende Wahrnehmung machte der Hirt, dass an diesen Spukabenden die Ziegen um keinen Preis in den Stall treten wollten; scheu blieben sie in gewisser Entfernung und liessen sich durch kein gütliches Zureden oder durch Zwang in den Stall treiben. Ein Altenryfer Mönch vertrieb das Gespenst.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.