Dem Franz Biner träumte vor zwei Jahren, seine Mutter selig sei an sein Bett gekommen und habe ihm gesagt, er solle am folgenden Tage für sie einem durstigen Menschen zu trinken geben; sie wolle dann ihm im späteren Leben, auf einem hohen Berge, Hülfe leisten.
Am Tage darauf kommt richtig ein sehr durstiger Mann, Peter Anton Biner, ganz im Schweiss; diesem gab er zu trinken, worauf derselbe manches Vergeltsgott sagte. Allein, wo mochte wohl der hohe Berg sein, dachte er oft, denn diesen Traum hatte er schon vor mehreren Jahren gehabt.
Franz Biner machte seit einigen Jahren den Führer. Er wollte im letzten Jahre mit einigen Engländern den Monte Rosa besteigen. Es trat Föhnwetter ein und der Schnee wurde erweicht; dem Führer war, als wenn ihm jemand sagte, sie sollen nicht weiter gehen. Der vor einigen Jahren gehabte Traum trat lebendig in sein Gedächtnis. Er schilderte den Reisenden die Gefahr, man kehrte um und, kaum dass sie aus der gefährlichen Stelle waren, so stürzte eine Lawine gegen jene Richtung hinunter, wo sie, wenn sie nicht umgekehrt wären, von derselben erreicht und über einen hohen Felsen geworfen worden wären; denn mit entsetzlichem Krachen donnerte die Lawine über diesen Felsen in den Abgrund hinunter. Jeder von uns erkannte mit klopfendem Herzen die gütig rettende Hand Gottes aus dieser nahen Todesgefahr.
Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch