Eidechsen huschen heute um die verträumten Überreste der Burg «Benzingen» bei Schwanden. Schade, dass die schillernden Tierchen nicht reden können! Sie würden uns vielleicht ausplaudern, wo das goldene Kegelspiel liegt, das die letzten Burgherren bei ihrem Wegzug vergessen haben. Im Jahre 1731 aber wusste des Mühlebächlers Knecht Heiri Kundert - woher, das sagte er nicht - , dass ein unterirdischer Gang von der Hoschetwirtschaft nach dem Schloss hinauf führe, geradewegs auf das köstliche Spielzeug hin. Einige Näfelser, ein fremder Student und ein buckliger Geselle aus dem Gaster kamen mit dem Knecht überein, den geheimnisvollen Gang zu suchen. Dass die Wirtin mit dabei war, versteht sich. Solch ein Kegelspiel zu zeigen oder gar aufstellen zu können, würde die trinkfesten Ratsherren und Tagwenvögte besser anlocken als das rostige Wirtshausschild über der Türe! So stieg man denn um Mitternacht zuversichtlich in den Keller und grub, was das Zeug hielt. Als sie nach langem Pickeln und Schaufeln auf eine merkwürdige, verheissungsvolle Nische stiessen, glaubten sie, den Schatz bald mit den Händen greifen zu können. Bestimmt hätten sie ihn auch gefunden, wenn die Wirtin nicht gerufen hätte: «Das ist ja nur eine alte Räbengrube!» Von diesem Augenblick an war alles Graben nutzlos, und auch die Zauberbücher des Studenten und die Geistersprüche des Buckligen halfen nichts. Das Loch war und blieb eine gewöhnliche Räbengrube. Hätten die guten Leute aber den festen Glauben an ihr Glück behalten, wer weiss – sie hätten vielleicht das goldene Kegelspiel an die Sonne gebracht. Seither hat niemand mehr danach gegraben.
Quelle: K. Freuler, H. Thürer, Glarner Sagen, Glarus 1953
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch