Auf dem Niderhof lebte vor vielen Jahren ein Mann namens Speiser. Er hatte einen kleinen Bauernbetrieb; daneben handelte er mit Vieh und Obst. Er liebte die Arbeit nicht besonders, öfters sah man ihn in der Wirtschaft. Seine grösste Leidenschaft war aber die Jagd im nahen Homberg.
Dabei wurde er von einem kleinen Hündlein begleitet, das er manchmal schlug oder hungern liess. Da Speiser in seinen Handelsgeschäften vor unredlichen Mitteln nicht zurückschreckte und überhaupt mit seinem Lebenswandel Anstoss erregte, wollte bald niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben, und sein Geschäft ging zurück. Zuletzt ergab er sich dem Trunke, und eines Tages fand man ihn erhängt m seinem Holzschopf. Nach einiger Zeit fiel es den Leuten auf, dass vor Wetteränderungen sich im Homberg ein Jagdhund hören liess, und zwar das ganze Jahr. Bald galt diese Erscheinung als untrüglicher Wetterprophet, und die Bauern wussten, dass sie am anderen Tag nicht mähen durften, wenn das Gebell zu hören war.
Ein paar junge Burschen wollten das Hündlein einmal aufstöbern, doch sie suchten vergeblich den ganzen Homberg ab. Da Speisers Jagdhund kurz nach dem Tode seines Meisters ebenfalls gestorben war, glaubten die Leute bestimmt, es sei dieses Hündlein, und nannten die Erscheinung das Speiserhündlein.
Ramlinsburg
Quelle: P. Suter/E. Strübin, Baselbieter Sagen. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel, Band 14. Liestal 1976
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.