Auf der hohen Randenburg ob Beggingen hauste ernst ein schönes Ritterfräulein, das ebenso gütig gegen seine Talleute wie fromm, tugendhaft und häuslich war. Zu seinen vielen Gütern und Besitzungen gehörte auch der holz- und wildreiche Bergwald zwischen Füezheim und Schleitheim, den beide Gemeinden gar zu gerne, jede für sich, zu Eigentum erworben hätten, da sie alle beide damals an Waldboden keinen Überfluss hatten.
Das Fräulein von Randenburg aber kannte den Wunsch derer von Füezen und Schleitheim wegen jenes Waldes wohl und wusste auch, dass beide Gemeinden ihn wohl gebrauchen konnten, um ihr Bedürfnis an Brenn- und Zimmerholz besser befriedigen zu können. Sie beschloss daher, dem Wunsche derselben zu willfahren und ihnen eine Guttat zu erweisen, indem sie den Wald zu gleichen Teilen an beide Gemeinden um ein Billiges hingeben wollte.
Ort, Tag und Stunde des Ausgebots waren angesetzt, und die Vertreter beider Orte machten sich zu guter Stunde auf den Weg, um frühzeitig genug am Zusammenkunftsort einzutreffen. Die Abgesandten von Schleitheim aber gedachten vor Beginn der Kaufhandlung noch ein gutes Morgenbrod einzunehmen, ließen sich Wein kommen und eine fette Dünne backen.
Allein, dabei verspäteten sie sich so sehr, dass bei ihrer Ankunft der Wald bereits verkauft und denen von Füezen ganz zugeschlagen worden war, denn das edle Fräulein hatte es gar ungern gesehen, dass von Schleitheim Niemand zur anberaumten Zeit erschienen war.
Also mussten die Abgesandten dieser Gemeinde unverrichteter Dinge nach Hause zurückkehren, die Füezemer erwarben den schönen, großen Bergwald allein und von denen zu Schleitheim hieß es fortan: sie hätten ihren Anteil „vermorgenbrödlet“.
(Schleitheim)
Aus: R. Frauenfelder, Sagen und Legenden aus dem Kanton Schaffhausen, Schaffhausen 1933.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch