Am 12. November [1611] kam der regierende Graf von Sulz nach Schaffhausen und stieg in einem Wirtshause ab, wo er sogleich von mehreren Edeln der Stadt und Namens derselben besucht und traktiert wurde. Als die Gesellschaft guter Dinge war, machte einer aus ihrer Mitte dem schon etwas benebelten Grafen den Vorschlag, sein ohnehin baufälliges Haus [Zur Tanne] der Stadt zu verkaufen. Dieser willigte bald ein und verkaufte noch den großen Zehnten zu Tezlen und Horheim dazu. Dafür bekam er 30000 fl. [Gulden] und überdies lieh ihm die Stadt noch 9000 Gulden. Kaum war der Kauf abgeschlossen, als die hiesigen Unterhändler der Bürgerschaft davon Nachricht gaben, mit dem Bedeuten, das gräfliche Haus seie jetzt Eigentum der Stadt und jeder Bürger könne sich davon zueignen, was er wegzutragen vermöge. Dieses fand mit Anbruch der Nacht statt; im Laufe derselben war die Bürgerschaft so fleißig, dass, als der Graf folgenden Abends nach endlich aufgehobenem Bankett vorbeiritt, vom Hauptgebäude nur noch ein Schutthaufe übrig war! Kopfschüttelnd ritt der hohe Zecher weiter; demjenigen aber, der die Sache so klug eingeleitet und ausgeführt hatte, errichtete man, laut mündlicher Überlieferung, auf dem gegenüber gelegenen vierröhrigen Brunnen eine Bildsäule, welche noch daselbst steht.
(Schaffhausen)
Aus: R. Frauenfelder, Sagen und Legenden aus dem Kanton Schaffhausen, Schaffhausen 1933.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch