Die Tschafelalpe, zwei Stunden von Ems entfernt, liegt jenseits des Turtmannbaches in einer sonnigen, angenehmen Lage eine hübsche, kleine Kapelle. Wohnungen und Ställe bilden ein kleines Alpdörfchen; darin trug sich vor Jahren folgende Begebenheit zu:
Zwei Jäger, einer von Stalden, der andere unbekannten Wohnortes, hatten sich das Wort gegeben, zwei Tage vor Weihnachten sich an diesem Orte einzufinden, um von dort aus auf die Jagd zu gehen. Der Jäger von Stalden traf am bestimmten Tage ein, nicht aber der andere. Der Jäger war nun gezwungen, allein die Nacht in einer Wohnung zuzubringen. Um die Mitternachtszeit hörte er einen grossen Lärm und ein starkes Geräusch. Schellengeläute Jauchzen und Rufen der Hirten wurden nach und nach hörbar. Endlich öffnete sich die Türe, die Geister in Älplertracht traten ein, holten sich die Melkeimer und gingen ans Melken. Nach dieser Arbeit wurde das Käsen besorgt. Sobald es fertig war, ging der Senne hinaus, um die Schweine zu füttern, und lockte sie durch Gepfiff und Rufen herbei. Sie kamen aber unter solchem Lärm und Geschrei, dass dem Jäger weh und angst wurde. In dieser Not versprach er, jährlich eine Wallfahrt nach Glis zu machen, wenn er glücklich diese unheimliche Gesellschaft los würde. Da verschwanden die Geister. Am nächsten Tage, als sich der Jäger vom Schrecken erholt hatte, ging er nach Hause zurück und hielt sein Versprechen.
EMS
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch