Zu zwei nicht mehr ganz jungen Mädchen im Urnerländchen ging ein Knabe zu Stubeten (auf Besuch). Sie erlaubten ihm zu kommen, wann er wolle, nur am Freitag und Samstag abends möge er ausbleiben. Darüber stach ihn der Wunder, und trotz allem Verbot schlich er doch an einem Freitag abends zu jenem Haus, wo er verstohlen durch's Fenster hinein die zwei Mädchen beobachtete. Der Lauschende schaute nun, wie die eine ein Brettchen mit einer Salbe aus einem Tiegel heraus bestrich und dann sprach: „Zum Kamin aus und nirgends an." Gleich war sie fort. Jetzt kam die zweite und machte es ebenso und ward richtig entrückt. Er wollte nun diese Probe auch bestehen, ging in die Stube, strich sich ein, denn er hatte nicht recht gehört, schlug es ihn im Kamin fast an alle Ecken und Enden an und flog dann mit ihm durch Busch und Hag weit fort in einen „furchtbar" grossen und schönen Palast, wo alle Anwesenden tanzten. Viele Musikanten waren da und unter denselben befand sich auch seine Katze, die er genau erkannte. Jetzt wusste er, warum sie immer bei Tag schlafe. Es wurde viel aufgetragen, aber nirgends Brot. Man brachte ihm ein Buch, in welches er sich sollte einschreiben lassen. Nach langem Weigern sagte er zu, wenn er's selber tun könne. Das ward gestattet und er schrieb die Namen Jesus, Maria und Joseph hinein und ein Kreuz in die Mitte. Da hatte das Buch keine Kraft mehr.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.