In einer lustigen Abendgesellschaft im Dorfe Törbel kam man auch auf den sogenannten Breitmattenbozen zu sprechen. Da erklärten einige, sie fürchteten ihn nicht, es gebe überhaupt keinen Bozen in Breitmatten. Unter andern war dort auch ein alter Soldat, der so sprach.
Daher befahl man ihm, er solle in der Geisterstunde nach Breitmatten gehen und den Bozen dreimal anrufen. Da er dies zu tun bereit war und die andern es nicht glauben wollten, wetteten einige mit ihm eine grosse Summe, wenn er folgenden Satz dreimal dem Bozen zurufe: «Wenn du da bist, so komm heraus und friss mich!» Zum Beweis, dass er dies getan, sollte er jedesmal einen Strich an die Wand des betreffenden Bozenhauses machen.
Der Soldat war hierzu bereit und nahm einen Hund, einen Säbel, eine gesegnete Kerze und ein unschuldiges Kind mit. Wie er vor das betreffende Haus kam, rief er das erste Mal. Sofort hörte er ein furchtbares Gepolter auf der "Russdieli" (Dachraum). Beim zweiten Ruf war der Lärm schon in der Stube, und beim dritten Ruf schoss eine feurige Zunge vom Fenster heraus bis auf den Boden.
Wie der Soldat das sah, lief er davon; doch im Balenboden, ungefähr eine Viertelstunde von Breitmatten, stand der Bozen vor ihm und sprach: «Wenn du nit as Riissi (Säbel) as Biissi (Hund), as gsägnots Brinni (Kerze) und as unschuldigs Chindji hättischt, so welti dich hie chlei zerriissu!» Der Bozen verschwand, und der Soldat kehrte unversehrt heim. Der Hund aber kam erst am dritten Tag zerkratzt nach Hause.
TÖRBEL
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch