An einem Wintertage ging Niklaus Aeby von Muschels nach dem Burgerwald, um Holz zu fällen. Als er eine Zeit lang gearbeitet hatte, rief ihm jemand aus dem Walde heraus zu: „Niggi, Niggi!“ Der Holzer schaute rings um sich, aber er sah niemand. Darum fuhr er mit der Arbeit weiter. Aber nach einer Weile rief es abermals: „Niggi, Niggi!“ Er setzte die Axt ab und rief: „Was ischt?“ Da hörte er ganz neben sich eine feine Stimme, welche weinend sprach: „Niggi, gang doch im Tschimpämperli ga säge, ds Tschampämperli sigi gschtorbe.“ Wie Niklaus auch schaute und lauschte, es war nichts zu sehen und nichts mehr zu hören. Darum arbeitete er weiter. Die Axtschläge hallten durch den stillen, winterlichen Wald; Splitter und Späne spritzten wie Funken, und krachend stürzte ein Baum nach dem andern. Erst als die Dämmerung leise durch den Wald ging, kehrte Niklaus nach Hause zurück. Beim Nachtessen erzählte er vor Frau und Kindern sein Erlebnis. Aber kaum hatte er fertig geredet, da ertönte aus der Ecke hinter dem Ofen ein herzzerbrechendes Schluchzen und Weinen, und doch war niemand dort zu sehen. Das Weinen ging durch die Stube; die Türe öffnete und schloss sich; dann ging es durch den Hausgang, dann über den Hausplatz und endlich quer durch die verschneiten Matten, gegen den Burgerwald hin. Noch lange hörte man`s von ferne klagen: „Ds Tschampämperli ischt tot …“
Quelle: German Kolly, Sagen aus dem Senseland, Freiburg 1965. Mit freundlicher Genehmigung der Verlag Herder GmbH. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.Maerchen.ch