Die Rosenkranzjungfer bei Hägglingen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Hau nennt man den rechtsliegenden Waldsaum an der Strasse, welche von Hägglingen nach Wohlenschwil führt. Hier ist ein altes Kreuz aus Tannenholz ausgerüstet ohne einen andern Schmuck als einem alterschwarzen Crucifixbildchen, das im Mittelpunkte, wo sich die Balken schneiden, hängt. Der Querbalken ist beinahe vermodert, der Kreuzesstamm aber obschon neuer, auch mehrfach ausgestückt und nachgeflickt.

Diese teilweise Erneuung rührt von einem habsüchtigen Bauern her, der das herrenlose Kreuz einmal wegschleppte, daheim den Stamm klein zu spalten anfing und nach und nach in den Ofen warf.

Damit aber hatte er sich eine Reihe von Ungemach ins Haus gebracht. Sein Leib verfiel und wurde schwach, als ob ihn jemand Tag und Nacht geritten hätte, der Sturmwind drohte sein Haus niederzureissen. Er sah seinen Frevel ein, zimmerte zu dem noch unverbrannten Querbalken einen neuen Stamm und setzte das Kreuz wieder an den alten Strassenplatz zurück. Hier muss es dazu dienen, die Leute vor dem Gespenste der Rosenkranzjungfer zu behüten.

Diese war einst ein Mädchen aus dem Dorfe Hägglingen und tat ihrer Eitelkeit damit ein Genügen, dass sie sich in den Ruf besonderer Frömmigkeit zu setzen wusste. Sie trat an die Spitze eines solchen Jungfrauenvereins, den man Rosenkranzgesellschaft nennt, weil er durch eifriges Abbeten des Rosenkranzes die Jungfräulichkeit Mariä in ausgedehntere Verehrung zu bringen wünscht. Allein jenes Mädchen selbst lebte keineswegs jungfräulich und als sie vorzeitig Mutter wurde, tötete sie ihr Kind und verscharrte es hier im Walde.

An derselben Stelle wurde sie dann später hingerichtet. In schönen Gewändern, einen Blumenkranz im Haar pflegt sie hier sich sehen zu lassen; wer aber ihrer spotten will, der fühlt sich plötzlich wie gefesselt an den Füssen und mit kalter Hand in den Rücken geschlagen. Entrinnt er, so kommt er doch fieberkrank heim.

(Laurenzius Borner von Hägglingen.) 

Sage aus Hägglingen

Quelle: Ernst L. Rochholz, Naturmythen, Neue Schweizer Sagen, Band 3.2,Leipzig 1962, S. 133-134

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

 

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