In Dangstetten, am rechten Rheinufer, lag eine arme Wittwe im Siechtum, das Spinnen ihrer fleissigen Tochter brachte nicht einmal so viel Geld ins Haus, als allein die Arzneien kosteten, und dazu kam eben noch die grosse Plage verlassener alter Frauen, ein äusserst strenger Winter. Die Tochter war eines Tages weit in dem Wald hinaufgestiegen um ein Bündelein dürres Leseholz, da stand mit einem Male ein Männlein unter den Tannen, das gar freundlich drein sah.
Es hatte ein grünes Röcklein an, dazu Kniehosen, weisse Strümpfe und Schuhe mit Silberschnallen, aber auf dem Kopfe trug's einen so überaus grossen Dreiröhrenhut, dass man sich hatte fürchten mögen.
Doch dazu liess es der Kleine gar nicht kommen. „Heb die Schürze dar“, sprach er artig zum Mädchen, dies da gehört für die Mutter, hab Sorge dazu und brings gut heim, es hilft gegen Kälte, Hunger und Schwindsucht. Damit warf er ihr drei glühende Kohlen in die Schürze und war verschwunden. Das Mädchen fürchtete sich nicht mehr, als sie sah, dass die Kohlen ihr das Kleid nicht versengten. Sie nahm ihr Bündelein Leseholz auf den Kopf und sprang damit heim. Als sie da vor der Mutter die Schürze auftat, lagen drei rote Klümpchen Gold drinnen. Noch schneller sprang nun das gute Kind nach Zurzach in den Flecken hinüber zum Arzte, den sie schon lange aus Armut nicht mehr hatte holen dürfen. Und der stellte denn auch die Mutter gar bald wieder her.
(Karl Schmid von Zurzach.)
Sage aus Dangstetten
Band 3.1, Quelle: Ernst L. Rochholz, Naturmythen, Neue Schweizer Sagen, Leipzig 1962, S. 119 - 119
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.