So oft der Fuhrmann Peter Schmied von Laufenburg nach Basel zu fahren hatte, und das geschah jede Woche, lag ihm sein Weib mit der Bitte in den Ohren, ihr doch einmal ein Marktgeschenk mit heim zu bringen. Er war aber gar kein gefälliger Ehemann und hielt auf diejenigen Liebhabereien der Frau am allerwenigsten, die seine Kasse anstrengten. Endlich sagte er doch zu, als man ihm seine eignen Wirthshausschwächen und die Drohung zu hören gab, dass man ihn das nächste Mal, wenn er sich wieder so lange beim neuen Weine versäume, gar nicht mehr einlassen werde.
Solche deutliche Erklärungen hatte es denn schon öfter abgesetzt, aber noch immer war der Marktkram nicht eingekauft. Eben befand sich unser Schmied auf seiner neuesten Rückfahrt nach Laufenburg, und wiederum nur verspätet erreichte er jetzt Sisselen. Es war eine mondhelle Frühlingsnacht und jedes Blatt am Boden zu erkennen. Da sah er am Kreuzwege beim Dorfe eine ganze Partie Frösche rastlos auf so schmalem Raume durch einander hüpfen, als ob man sie dazu dressirt hätte. Wie die Gedanken sonderbar laufen, so schien ihm zwar diese grosse Menge von Thieren in so bestimmter Grenze wohl wunderlich, aber erst jetzt auch erinnerte er sich zugleich des abermals versprochenen und wiederum vergessenen Baslergeschenkes. Noch dazu war es heute schon wieder viel zu bald für ihn Nacht geworden; und seine Frau pflegte nicht umsonst zu drohen, das wusste er. Da schien es ihm denn ein ganz lustiger Einfall, wenn er ein halbes Duzend dieser Frösche in den Sack thun und sie daheim statt des Marktkrames übergeben würde. Das müsste, dachte er mit Lächeln, einen solchen Schrecken absetzen, dass er aller kostspieligen Zumuthungen ins künftige bestimmt überhoben bliebe. Gedacht, gethan. Sechs fette Stücke, die sich leicht fangen liessen, waren bald in einem Zwilchsacke, und fest zugebunden wurde dieser in den Wagenkorb gelegt.
So spät er auch heute heimkam, so war diesmal die Frau doch freundlich und fragte schon vom Fenster herab, ob er ihr das Versprochene mitbringe. Ei freilich, war die Antwort, komm nur herab und hol's selber, im Sacke liegt's wohlverwahrt dahinten im Wagenkorb. Haus ab und Haus auf springt nun das Weib und sucht droben beim Lichte den festgeschnürten Sack aufzudrehen, während sich ihr Mann drunten noch mit der Fuhre zu schaffen macht, um ja dem bestimmten Spektakel auszuweichen. Jetzt war der Sack offen, die Neugier liess keine Zeit, erst hinein zu greifen, sie schüttelte ihn, wie er war, auf den grossen Tisch aus. Welche Freude! Einen so kostbaren Marktkram hatte sie niemals gehofft: ein halb Duzend gewichtiger Goldstücke rollten auf den Tisch, so glänzend, als wenn sie eben funkelnagelneu aus der Münze kämen. Während das Weib sie beäugelte, trat der Fuhrmann zur Stube herein und wollte kaum seinem Weibe, geschweige sich selbst trauen, als er sah und erfuhr, in welche Goldfüchse die hässlichen Kröten sich verwandelt hätten. Nun ward ihm eine vollständige Verzeihung zu Theil, und dass diese nachhaltig zwischen beiden Eheleuten gewesen ist, hat mir meine Grossmutter selber erzählt, die den Schmied und seine Frau noch wohl gekannt hat. (I. A. Rueb in Laufenburg.)
E. L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 2, Aarau 1856
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.