In Trub lebte einst ein junger Mann, Millbacher war sein Name, der die Stärksten der Gegend an Körperkraft alle weit übertraf. Die schwersten Lasten trug er ohne Beschwerden den Berg hinauf.
Auf der Schanz in Bern wurde er viele Jahre nacheinander als Schwingerkönig gekrönt. Nur einmal gelang es dem Waldstätter Heini Roth, ihn auf den Rücken zu zwingen, aber nur weil er ihn beim Gruss mit zwei Silberlingen bestochen hatte.
Der Spott seiner Kameraden ärgerte ihn dermassen, dass er bei der nächsten Gelegenheit, als Roth seinen Sieg neuerdings mit Geld erkaufen wollte, ihn drückte, dass das Blut aus den Adern spritzte und ihn schliesslich zu Boden schmetterte, dass die Glieder knackten.
Als später in Trub einmal ein anderer durch List einen Schwung mit ihm gewann, verschwor er sich : «Und wenn der Tüfel chäm, i wett em zeige, was Millbacher cha! » Jeden, der ihm fortan begegnete, griff er an. Um Unglück zu vermeiden, kam es soweit, dass ihm stets einer vorlief, um vor ihm zu warnen.
Einst, als man auch einem unscheinbaren Männchen riet, vor dem Kommenden auf der Hut zu sein, lächelte es bloss und ging seines Weges weiter. Als es bei Millbacher angelangt war, fasste dieser das Männchen und warf es unsanft auf den Boden. Blitzschnell stand der Kleine auf, packte den Gegner und schleppte ihn über Stock und Stein, bis er ein Krüppel war. Von nun an schwang der Millbacher nie mehr, und niemand zweifelte je daran, wer das Männchen war.
Emmentaler Sagen, Hermann Wahlen, 1962 Gute Schriften Bern
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.