Im Beertli ward ein Rind »vom Greiss geschlagen«. Schon zeigte sich ein schwarzer Fleck auf einer der beiden »Laffen«. Da sagte der Besitzer: »Das Tier muss verbrannt werden. Die drei Knechte sollen am Abend ein Feuer anzünden, das Rind hineinwerfen und das Feuer streng bewachen; es darf keiner davonweggehen. Der erste beste Mensch, der dazu kommt, am Feuer die Pfeife anzündet, den sollen sie packen, dreimal im Kreise herumschwingen und in das Feuer werfen.« Die Knechte handelten nach den Anordnungen ihres Meisters und warfen das Rind in die lodernden Flammen. Statt nun beim Feuer zu bleiben, ging einer derselben in die Hütte, um daselbst seine vergessene Pfeife und sein Feuerzeug zu holen; ohne zu tubäklen kann ein echter Älpler doch nicht existieren. Wie er sich der Hütte näherte, ertönte oben auf dem »roten Bergli«, wo man nach Gornern hinüber geht, ein gellender Pfiff, der ihm durch Mark und Bein ging; er öffnete die Hüttentüre, und jetzt sah er einen Unbekannten am Feuerloch sitzen, welcher da in der Glut herumstocherte und ein Pfeifchen mit einer glühenden Kohle in Brand steckte. Der Älpler erschrak, »isch ärschmywet«; er war übelfeil und wusste nicht was anfangen. Keiner der beiden redete ein Wort. Endlich bot der Alpknecht dem geheimnisvollen Gast Zieger und Milch an. Dieser kostete davon und verschwand. Das Greiss blieb in der Alp.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.