Zur Zeit, als der Steinbergliger Hirt in der Fiseten war und der Weibel-Styni Knecht, kam eines Tages ein unbekanntes Weibervolk über den Fisetergrat daher; an den Füssen trug es schlechte »Schlopfischüehli«, und über den Kopf herunter hatte es ein Nastuch gebunden. Als es vorbei war, spotteten die zwei Mannenvölker seiner und sagten höhnisch: »Das hätt äu chennä züe-n-is appächu und is Fleh ahänkä, bis m'r gsy wäret wiä Kapizyner.« Von der alten Steinbergligerin wurden sie zurechtgewiesen, und am Abend sollten sie die Strafe für ihre Spötterei zu kosten bekommen. Laut schreiend und jammernd kamen sie von ihrem Gliger hergelaufen, hoch mit Flöhen bedeckt, dass sie wirklich aussahen und braun waren wie Kapuziner. Jä, und diä häiget de pissä, diä Fleh! G'gysset häiget-s und priälet, diä zwäi Mannävelcher! Es nützte nichts, dass sie von der Steinbergligerin mit Weihwasser besprengt wurden, nichts, dass sie in den Fiseterbach sprangen. Am folgenden Morgen mussten sie einen Geistlichen zu Hilfe rufen. Wohin er sie verbannen solle, fragte der. Sie zeigten ihm eine Höhle, das sogenannte Bräusiloch. Dorthin verbannte er die ungebetenen Gäste. Noch lange Jahre hat man sie in und vor der Höhle bei Sonnenschein hüpfen und hoch aufspringen gesehen. – Weder ä! das isch ja nitt wahr, das isch nur äso ä Sag.
Fr. Nell-Gisler, 52 Jahre alt, Spiringen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.