Der vergessene Melkstuhl (Mundart)

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Der Christa Chüng vu Wyßdannä ist eimol ä paar Tag nou der Abfahrt us der Alp wider uffi, na gschwing ä vergässnä Mälchstuel ge houle. Wiener der glich Oubet wider ahä will, chunt-a-fürchtigs Wätter, aßer dijoub hät müeße-n-übernachtä. Es ist alls gsieh we usgstorbä und müslistill in der Hüttä. Das Ding ist em gli z'langwilig wordä; er verrigglet d'Tür und gout dur ds' Leiterli uffi uf d' Tril ins Heulager, bättet-n-Vaterunser und schlouft denandernou i; er ist müed gsi. Gage Mitternacht köürt er nämmes in der Hütte nidä. Er schielet ahi und gsieht ä paar mächtig Manä zur Tür ihä chu. Sie schlund Für, machend Liächt, wärfend ä Hufä Holz in d' Fürgrueb, zündens a, hinggen ds' Chessi über und fangend a cheisä, wewoll, kei Tröpfli Milch mei im Chäller gsi ist. Der Christa hat kei Schnüfti tuä uf der Tril, as me nä nit merggi. Es häl aber keinä kei Bligg uffi gworfä. We si grä gsi sind mit Cheise, stellen si ä Muttlä voll Schottä-n'uffä Tisch, und eine lueget gäget Tril uffi und rüeft: "Se, chum jetz ahä, Christä, und iß mitis Schottä!" Der Christä-n-ist bachnaß gsi vu Angstschweiß und hät si nit verbräut. Duä köürt er einä dur ds' Leiterli ufächu. Där gglaret di armä Christä-n-a wenä gstochnä Bogg und seit: "Winn du vorem Ischloufe kei Vaterunser bättet hettist, bruchtist der Mälchstuel nümmä!" Uf eimoul ist Für und Liächt we usblousä. Si tappend wider ussi, we si chu sind, und der Christä-n-ist vor lutter Müedi wider igschloufä. We der Tag afout lütterlä, erwachet er, stigt ahä vu der Tril und hat kei Spürli vum ganze Spedaggel meih gsieh, kei Gneistli Für in der Grueb, kei Chessi, weder Muttlä na Schotiä und d'Tür iwindig verrigglet, wes är nächtig selber gmacht ka hät. Wiener si affä-n-ä chlei erhoult ka hät vu dem Schreggä, macht er si ufe Heiwäg mit sim Mälchstuel. Z'Wyßdannä nid hindse schiär nimmä bschinnt; si Hour sind di sälb Nacht chatzgrau wordä.
Albrecht, Erinnerungen

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 259, S. 139f

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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