Am Ausgange des Glassauer-Waldes, gegen St. Peter hin, spuckt ein schwarzer Mann herum, welchen späte durch diesen Wald Gehende zeitweise zu sehen bekommen. Ein Müller, der seine Mühle mitten im Walde, im Tobel hatte, und welcher meistens erst um Mitternacht Mühle und Wald verliess, um heimzukehren, hätte auch gerne einmal diesen schwarzen Mann gesehen, damit er erkennen möge, wer der eigentlich auch sei.
Und nicht lange nachher bekam er Gelegenheit dazu, denn wie er meistens um Mitternacht von seinem Gewerke fortging, heimwärts, traf er ganz unvermutet den Schwarzen an, der ihm entgegen kam. Der Schwarze war um den Kopf grösser, als der Müller, gab aber keinen Laut von sich, machte aber Kehrt, auch St. Peter zu. Wie nun die Zwei so nebeneinander gingen, nahm der Schwarze plötzlich seinen Kopf von den Schultern herunter, und trug Denselben unter einem Arm. Obwohl von der Mühle nach St. Peter nur eine halbe Stunde weit zu gehen ist, und sie immerfort marschierten, kamen sie doch nicht »ab Stett« (von der Stelle), und gar nicht aus dem Walde heraus. Erst als um 4 Uhr Morgens in St. Peter z'Tag g'lüt wurde, verschwand der Unheimliche, und der Müller konnte »z'rechten Zügen« (ohne Anstände) St. Peter zu. Der Geist rief ihm noch nach: »Kennst Du mich jetzt?«
Der Müller kam heim, bekam ein Fieber, und starb bald darauf. - Seine Mühle ging seitdem in Verfall, weil Niemand mehr dort mahlen mochte; und jetzt sind nur noch ihre Ruinen zu sehen, unterhalb der neuen Strasse, am Tobel-Bache.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.