Als der Winter kam, verschluckte der Rabe Welwimtilyn die Sonne und legte sich hin. Da brach grosse Kälte und Dunkelheit über die Menschen, und die Schneestürme zogen weiss, wild und frostig über das Land. Die Kälte und die Stürme aber hörten nicht auf, weil der Rabe die Sonne verschluckt hatte.
Eines Tages sprach Ememkut zu seiner Tochter Klükenewyt: «Geh zum Raben und sag ihm, er soll die Sonne freilassen.»
Klükenewyt setzte sich auf den Schlitten und fuhr zur Hütte des Raben. Die Frau Welwimtilyns sah sie kommen und sie sagte zum Raben: «Steh auf! Da kommt jemand zu dir.»
Doch der Rabe sagte nur: «M-m-m!»
Unverrichteter Dinge zog Klükenewyt nach Hause. Der Himmel blieb dunkel. Es stürmte immer mehr. Als sie nach Hause kam, fragte Ememkut: «Wo ist der Rabe? Hat er die Sonne freigelassen?»
«Nein», sprach Klükenewyt, «er wollte nicht mitkommen. ‹M-m-m›, hat er nur gesagt.»
Da rief der Alte nach seiner zweiten Tochter, Inianawyt.
«Kämme dich und geh zum Raben. Sag ihm, er soll die Sonne freilassen.»
Die schöne Inianawyt kämmte sich, zog ihre schönsten Kleider an, setzte sich auf den Schlitten und kam zum Raben Welwimtilyn. Die Frau sah sie kommen. Sie rief den Raben: «Rabe, steh auf! Man will dich holen.»
«M-m-m!», murmelte der Rabe nur.
Doch die Frau führte das Mädchen hinein und als der Rabe die schöne Inianawyt sah, lachte er vor Freude.
«Ah, hahaha!», und beim Lachen schlüpfte die Sonne dem Raben aus dem Mund und sie stieg hinaus an den Himmel. Der Himmel wurde klar, der Schneesturm hörte auf und der Winter hatte ein Ende.
aus: Wintermärchen aus aller Welt © Mutabor Verlag
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.