Im sogen. »Glassauer-Walde« waren s.Z. auch viele »wilde Lütli«, die aber mit den Bauern keinen Verkehr haben wollten, im Gegenteil Denselben noch Schaden zufügten, wo sie nur konnten und mochten; das machte die Talbewohner auch böse und hart gegen die Bewohner von Höhle und Wald.
Einmal war auch ein Mann von Pagig im benannten Walde, um für einen Zaun Latten zu spalten. Die Wilden hörten das Hacken, und wie auch die guten Waldweiblein neugierig waren, kam bald ein »Holz-Mueterli« dahergeschlichen, zu sehen, was es da gebe. - Der Pagiger bemerkte das Weiblein, liess sich aber durch dessen wundriges Tun in der Arbeit nicht stören. Das Weiblein lachte und höhnte ihn aus; der Mann liess es gewähren. Eben war er wieder d\'ran, eine neue Latte zu spalten, als ihn der Schalk ankam, das Weiblein herzurufen, dass es ihm die Latten aus einander halte. Die kleine Wilde folgte dem Geheisse, worauf der Bauer den Keil aus dem Holze herauszog und so das Weiblein einklemmte, das nun ein solches Geschrei ausstiess, dass alle Fänggen im ganzen Glassauer-Walde und -Tobel herbeiliefen und den Bauer verfolgten. Der lief nun eine Zeit lang, umringt von den ergrimmten Wilden, im Walde herum, bis dass er den Heimweg auffand und einschlug. Beinahe hatten die Verfolger ihn erreicht, als es in St. Peter zu Mittag läutete, und auf das hin die Fänggen, die das Glockengeläute nicht vertragen können, grollend in den Wald zurück eilten.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.