Im Rothmattli in Giswil wohnte ein armer Mann, der es trotz Hausen und Sparen zu nichts brachte. Er hörte auch viel von dem Gelde, das unnütz im Boden vergraben sei. Wie es aber anzukehren sei, die Schätze zu heben, wusste er nicht genau und begab sich daher in eine andere Gemeinde zu einem Manne, der steinalte Bücher hatte, um denselben um Rat zu fragen. Bereitwilligst gab ihm der Tausendkünstler hinreichende Anweisung und bemerkte noch, er solle nur warten bis zum Charfreitag unter der Passion, dann zum Schlosse Rudenz gehen und dreimal d'rum herum laufen, der Teufel müsse nämlich während dieser Zeit alle Schatze, so dort vergraben seien, an den Tag legen. Gesagt, gethan. Der gute Mann fand sich pünktlich an besagtem Orte zur angegebenen Stunde ein und machte alles genau so, wie ihm der Tausendkünstler gesagt hatte. Schon hat er zweimal seine Runde gemacht und kann nichts brauchbares finden. Sein Mut fing an zu sinken. Beim dritten Gange achtete er sich noch genauer und fand wieder nichts, als in der östlichen Ecke der Burgruine in einem Haselbusch ein kleines verdorbenes Schwein, dem unausstehlicher Gestank entströmte. Uebel aufgelegt über seinen Misserfolg trat er den Heimweg an, glaubend, er sei genarrt worden.
Gelegentlich ging er wieder zu jenem Tausendkünstler und klagte ihm sein Abenteuer. Dieser aber gab ihm eine gehörige Zurechtweisung, dass er den Bleger nicht mitgenommen habe, indem dieser der verblendete Schatz gewesen sei.
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch