Übernachtete einst Pörtermelk ganz allein. Er war von Fontänen, wo er in der Alp war, heimgegangen, um zu sehen, wie das Heuen vor sich gehe. Da man in seiner Matte viel duftendes, knusperndes Heu aufzunehmen hatte, half er, bis man es unter Dach hatte. Nach eingenommenem z'Füfi ging er dem Möörli zu, wo er nachts ankam. Da er müde und es stockfinster war, wollte er nicht mehr bis Fontänen gehen; er ging daher in eine der Möörlihütten, um sich auszuruhen und dann morgens früh den Weg fortzusetzen. Gar bald hatte der Schlaf seine Rechte geltend gemacht und Melk schlief alsbald fest ein. Er mochte kaum eine Stunde geschlafen haben, als er erwachte und nicht wenig erschrak, als es in der Hütte hell war, so dass er im ersten Augenblick meinte, er habe sich verschlafen und es sei schon heller Tag. Als er aber in die Hütte hinunterkam, sah er, wie nach allen Regeln in dieser Hütte, da man ja längst in die Wildi gefahren war, gekäset wurde. Auf dem Feuergrubenstein sass der Senn, ganz in uralter Tracht, und der Stein, auf dem er sass, war glühend rot. In einer Ecke schwang ein Füllen mit brandschwarzem Schweif den Ankenkübel, was ihn am meisten entsetzte. Seiner hat sich aber weder Senn noch Füllen geachtet. Unser Melk — es war halb zwölf Uhr — begab sich wieder auf die Daster, aber schlafen konnte er nicht. Bald hörte auch die Käserei auf es wurde ruhig und finster. Melk machte Feuer — es war zehn Minuten nach zwölf Uhr — legte sich hierauf zur Ruhe und konnte schlafen bis er frühzeitig genug erwachte, um zur Melkenszeit in Fontänen anzukommen.
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch