Ein Bauer aus Ocourt pflügte einmal in Fin du Fosse sein Feld. Während er arbeitete, musste er an all seine Schulden denken, die er überall hatte. Er wusste nicht einmal, wo er noch Geld hernehmen sollte, um die Pacht zu bezahlen.
Während er eine Furche zog, sagte er plötzlich vor sich hin: «Wenn mir keiner etwas leihen will, so soll der Teufel kommen und mir helfen!»
Kaum hatte er dies gesagt, als er am Ende der Furche einen fremden Mann unter dem Kirschbaum sitzen sah.
Der sprach zu ihm: «Du hast mich gerufen und willst Geld von mir haben? Nun, ich kann dir so viel geben, wie du willst. Aber in einem Jahr komme ich wieder und dann musst du mir einen Vogel zeigen, den man noch nie gesehen hat.»
Der Bauer staunte er nicht schlecht, als der Fremde ihm die Taschen seines Kittels mit Goldmünzen füllte und so versprach er alles.
Er hatte nichts Eiligeres zu tun, als schnell seine Schulden zu bezahlen, und dann blieb ihm immer noch genug übrig, um ohne Sorgen zu leben.
Als aber das Jahr bald um war, konnte der Bauer nicht mehr schlafen. Er wälzte sich in seinem Bett hin und her und redete im Schlaf wirres Zeug.
Seine Frau fragte: «Was quält dich so?»
Der Mann erzählte von seinen Sorgen und die Frau antwortete: «Wenn es nur das ist, dann kann ich dir helfen.»
Als der letzte Tag des Jahres kam, zog sie sich aus, rieb ihren Körper mit Honig ein und wälzte sich in Federn. Dann schlüpfte sie in einen Sack und ihr Mann brachte sie in einer Schubkarre zum Kirschbaum, wo der Fremde schon eine Weile auf ihn wartete. Die Frau, die aussah wie ein seltsamer Vogel, kroch aus dem Sack heraus.
Der Fremde - ja, es war der Teufel - staunte nicht schlecht und sprach: «So einen Vogel habe ich noch nie gesehen. Er hat Federn, aber keinen Schwanz und keine Flügel; er hat einen Kopf und einen A…, aber er hat keinen Schnabel, keinen Kamm, keine Haube und keine Krallen.»
Er konnte es drehen und wenden wie er wollte, er musste zugeben, dass der Bauer gewonnen hatte.
«Meinetwegen», sagte er zu dem Bauern, «du hast gewonnen!»
Kaum hatte dies gesagt, verschwand der Teufel, nur dichter Rauch blieb zurück.
Darauf sagte die Frau lachend zu ihrem Mann: «Siehst du, wer wäre listiger als eine Frau?»
Dann machten sie sich auf den Heimweg und genossen gemeinsam noch viele sorglose Jahre.
Fassung Djamila Jaenike, nach: G. Lovis, J. Surdez, Vieux Contes du Jura, Porrentruy 1991 unter dem Titel «Un drôle d’oiseau», Aus dem Französischen übersetzt und neu erzählt unter Mitwirkung von Maggie Rüeger.
© Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch