Schloss Sonnenberg

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Eine Viertelstunde vom schön gelegenen Dorfe Rechthalten entfernt liegt am südlichen Rande des «Farneraholzes» das Heimwesen Sonnenberg. Das zweistöckige Wohnhaus steht auf den Überresten eines ehemaligen Schlosses. Vor etwa zweihundert Jahren wohnte da ein reicher und hartherziger Ritter. Er bekleidete das Amt eines Vogtes über die Bauern der Umgebung. Schwer litten die Leute unter der Willkür und Tyrannei ihres Herrn: denn dieser begnügte sich nicht mit den grossen Zehnten und Steuern seiner Untertanen, sie mussten ihm überdies noch mühselige Frondienste leisten. Kamen reiche Geschäftsleute durch das Gebiet, so lauerte der Ritter ihnen auf und plünderte sie mit seinen Reisigen aus. Da half keine Gegenwehr. Der Raubritter mit seinen vermummten Gesellen war in der Übermacht. Mancher, der sich zur Wehr setzte, musste dieses mit dem Tode büssen. Als die Herrschaft des Vogtes unerträglich wurde, verschworen sich die empörten Untertanen gegen ihren Herrn. Sie warteten nur auf eine günstige Gelegenheit, um das verhasste Zwingherrenschloss zu zerstören. An einem schwülen Sommertag war ihnen das Glück hold. Der Vogt ritt, nichts ahnend, durch den Wald. Da stürzte unvermutet eine Schar tapferer Männer hinter den Tannen hervor auf den Vogt zu. Tapfer verteidigten die Knappen ihren Herrn. Doch dem Ansturm der wütenden Bauern konnten sie nicht widerstehen. Sie wurden alle niedergemacht; nur dem Vogte gelang es, auf seinem schnellsten Pferd nach Bern zu fliehen. Seine Familie durfte ihm ungehindert nachziehen, aber das Schloss selber wurde zuerst ausgeplündert und dann in Brand gesteckt. Der verjagte Ritter kehrte nicht wieder. Die Untertanen atmeten erleichtert auf und freuten sich der erlangten Freiheit. Die Geister der erschlagenen Kriegsknechte aber irren in den Quatembernächten im Walde herum. Der Tambour schlägt die Trommel dazu, erzählen noch die alten Leute. Davon erhielt der Ort den Namen «Sagenloch».

 

Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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