In den Adventsnächten hatten früher die Kilterbuben von Tafers oder St. Antoni keine guten Zeiten. Auf dem Heimweg wurden sie gerne vom Nachtjäger oder wilden Jäger überrascht. Wenn die Nachtbuben ein lustiges Lied pfeifend oder singend vom waldumsäumten Weissenbach gegen Brunnenberg wanderten, bekamen sie unvermutet Gesellschaft. Da brauste es auf einmal vom Weissenbach her: Ein Brüllen und Hetzen, ein Bellen und Kläffen hub im Tale an, dass es schaurig war anzuhören. Der Nachtjäger war im Anzug. Durch die Lüfte sauste eine schwarze Riesengestalt, und eine ganze Meute schwarzer Hunde floh vor ihr her. Manchmal streifte das wilde Heer fast den Erdboden. Einige Burschen wollten mit eigenen Augen die schwarzen Jagdhunde erblickt haben. Glücklich der Wanderer, dem nahe, die schützende Haustür winkte. Hinter ihr war er in Sicherheit. Wer aber weiter zu gehen hatte, tat wohl daran, kein Wort zu reden und mäuschenstill das wilde Heer durch die Lüfte ziehen zu lassen, oder sich lautlos zu Boden zu werfen bis zum Verschwinden des geisterhaften Jagdzuges. Das langgedehnte «Hutätä, Hutätä» tönte schauerlich durchs Tal der Lengibitza und über die Rainwiesen der Brunnenberghügel. Über diese hinweg verschwand die Gespensterjagd im dunklen Gehänge des weiten Waldes.
Blass und keuchend erreichten die Zeugen der tollen Jagd dann ihre schützenden Heimstätten.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.