Schlimm erging es in Lustorf einer Bäuerin und ihrem Buben Hansli. Der Kleine zeigte sich eines Abends sehr störrisch und unbändig, so dass die geplagte Mutter mit dem Nachtjäger drohte. Sie riet dem Knecht, er solle vors Stubenfenster gehen und daselbst den Ruf des Nachtjägers nachahmen. Dann wollte die Mutter zum Schein den Knaben zum Fenster hinausreichen, um ihm dadurch gründlich seine Unart zu vertreiben. Also wurde es gemacht. Nach kurzer Zeit, als der Bub noch schrie und tobte, ertönte draussen der Ruf des Nachtjägers. Die Mutter war der Meinung, es sei der Knecht, der ihren Auftrag erfüllte; sie öffnete ein Fenster und reichte den schreienden Buben in die schwarze Nacht hinaus, dem Dienstboten, wie sie glaubte, in die Hände. Aber bald darauf erklang das Hutätä wieder. Beim Nachschauen fand sich, dass diesmal erst der Knecht seine Rolle gespielt habe. WiIde Angst packte die Frau. Aus dem leichtsinnigen Scherz war furchtbarer Ernst geworden. Von banger Ahnung erfüllt, suchte man mit Lichtern die Umgebung des Hauses nach dem Knaben ab. Hansli kam nicht zum Vorschein. Erst beim Anbruch des Morgens fand man im Obstgarten unter einem Birnbaum die Kleider des Kindes mit den Kopfhaaren des Buben. Der Nachtjäger hatte den Knaben geraubt und ihn grausam getötet. Im Bauernhaus aber raufte sich eine unglückliche Mutter in wildem Schmerze die Haare aus.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.