Vor einer langen Reihe von Jahren hatten an einem lieblichen Sommerabend einige Ausflügler aus der Gegend von St. Silvester folgendes Erlebnis: Sie waren am Fusse des Burgerwaldes angelangt, beim Weiler Tschabel. Rasch brach die Nacht heran. Da hörten die Spaziergänger auf einmal in den Lüften ein Heulen und Schreien, Kreischen und Hundegebell, als ob eine ganze Menge Hündlein und Katzen durch die Luft hinzogen; man unterschied das Bellen der Hunde, das Miauen von Katzen, das Grunzen von Schweinen, das Quieksen von Eichhörnchen, das Heulen der Füchse. Es war der wilde Jäger, der mit zahlreichem Jagdgefolge über den Wald gegen den Käseberg hinaufzog. Alle die verschiedenen Tiere, in ihren Arten bunt vertreten, sollen arme Seelen gewesen sein. Wegen irgendeines Vergehens, das sie zu Lebzeiten begangen hatten, wurden sie zur Strafe in irgendeine Tiergestalt verbannt; die Wilddiebe und Holzfrevler in Füchse und Eichhörnchen, die Lügner und Verleumder in Katzen, die Unlauteren in Schweine, die Streithähne und Raufhelden in Hunde. In solcher Gestalt müssen sie zur Sühne dem Rufe des Nachtjägers Folge leisten und mit ihm so lange ruhelos über Berg und Tal dahinrasen, bis einst für sie die Stunde der Befreiung oder Erlösung schlagen wird. Also lautet die Ansicht der biederen Bergbewohner. Man tut bei dieser ungemütlichen Begegnung gut daran, sich still zu verhalten, bis der ganze Geistertross vorbeigeflogen ist.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.