Vor etwa 5 Jahrzehnten befand sich in den Neiglenwiesen der Friedhof der französischen Soldaten, die nach ihrer Internierung 1871 infolge der erlittenen Strapazen unterlagen. Viele vermochten sich trotz der besten Pflege nicht mehr von ihren Leiden zu erholen. In Freiburg bestattete man die verstorbenen Internierten in einem besonderen Gottesacker am Ufer der rauschenden Saane. Der unbändige Alpenfluss sang den fremden Kriegern sein geheimnisvolles Schlummerlied. Nicht alle fanden im Grabe auf fremder Erde ihre Ruhe. Von Zeit zu Zeit bemerkte man in hellen Nächten einen Soldaten in französischer Uniform herumwandeln. Jedes Mal schlug die Gestalt den gleichen Weg ein. Sobald die Glocke im St.-Niklaus-Turm über Grabensal hinüber nach dem Neiglenfriedhof die Mitternachtsstunde verkündete, begann der ruhelose Krieger seine Wanderung vom Friedhof bis zum Neiglenbad hinunter. Wem es gelang, den Wandler näher anzuschauen, der musste eine grausige Wahrnehmung machen: der umherirrende Franzosenkrieger spazierte ohne Kopf daher. Man sah nur den glatten Halsstumpf über dem Uniformkragen herausragen. Das Umherirren des ruhelosen Soldaten soll längere Zeit angedauert haben. In solchen Nächten mieden die Gäste das Neiglenbad, oder wer schon dort sass, übernachtete daselbst; denn es war nicht jedermanns Geschmack, mit einem Soldaten ohne Kopf Bekanntschaft zu machen. Später rutschte ein Teil des Kriegerfriedhofs ins Saanebett hinunter. Nach Anlegung des neuen Friedhofs in Sankt Leonhard wurden die noch vorhandenen Särge der Franzosen in den neuen Friedhof überführt und daselbst gemeinsam bestattet. Merkwürdig, von der Zeit an soll das Umherwandeln des Soldaten ohne Kopf ein Ende genommen haben.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.