Die Muttergottes von Montefrat

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Am Fusse des waldumhegten Käsenberges liegt eine kleine Stunde von Mouret der stille Weiler Montefrat, oder wie die Welschen sagen Montévraz. Den Eingang des Dörfleins behütet eine hübsche Kapelle, die der seligsten Jungfrau geweiht ist; sie darf auf eine 300-jährige Vergangenheit zurückblicken. Während der schönen Jahreszeit pilgert das glaubensstarke Landvolk des buckeligen Oberlandes fleissig zum kleinen Heiligtum «Unserer Lieben Frau der Gnaden.» Der fromme Sinn der Gläubigen hat um die Gnadenstätte einen bunten Kranz lieblicher Legenden geflochten. Zur Ehre der Himmelskönigin und zum Nutzen des Lesers mag hier eine erwähnt werden:

Vor hundert Jahren brach über das Oberland ein so schreckliches Unwetter los, wie man seit Menschengedenken keines erlebt hat; so behauptet wenigstens ein zahnlückiges Mütterchen oder ein weissgraues Väterchen. Die Bauersleute auf den umliegenden Matten und Äckern mussten schleunigst ihre Arbeit im Stich lassen und unter ein schützendes Obdach flüchten. Etwa 15 Personen flohen in die Kapelle von Montefrat. Bei der Gottesmutter hofften sie sicheren Schutz zu finden.

Kaum hatten die Flüchtenden die Kapelle betreten, als ein fürchterlicher Hagel auf das Dach niederrasselte, klirrend schlugen die nussgrossen Schlossen an die kleinen Butzenscheiben. Dazu ertönte ein Donnerschlag nach dem anderen. Blitz auf Blitz folgte rasch aufeinander und beleuchtete grell die angstvoll verzerrten Gesichter der Betenden. Immer inbrünstiger wurde der Ruf: Maria hilf! Dazwischen klang wimmernd die Stimme des Glöckleins wie das Weinen eines Kindleins. Nur das Gnadenbild schaute in himmlischer Ruhe nieder auf die verzweifelten Leute und die tobenden Elemente der Natur. Da, auf einmal liess ein gewaltiger Donnerschlag das Kirchlein erbeben. Ein greller Blitzstrahl zischte durch das Fenster herein und schmetterte die Betenden zu Boden, wo sie für Augenblicke bewusstlos liegen blieben. Doch siehe da! Als durch die zersplitterten Fenster ein kühler Wind eindrang und der Schwefeldunst sich verzogen hatte, erhoben sich alle unversehrt vom Boden. Kein einziger Mensch hatte Schaden erlitten. Auf den Knien dankten nun die Geretteten der Helferin der Christenheit für die wunderbare Rettung. Ein Ex voto verewigt diese Begebenheit.

 

Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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