Die Käferbeschwörung

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Vor etwa sechzig Jahren, so erzählte mir die achtzigjährige Mutter Südang (Sudan), herrschte im Sensebezirk eine schlimme Käferplage, ähnlich wie 1924. Das Ungeziefer frass alles Grüne der Wiesen, so dass diese ganz rot wurden. Besonders das Gebiet der Lengibitza, zwischen Tafers und St. Antoni, litt arg unter der Plage. Ja, selbst die Obstbäume suchten die gefrässigen Tiere heim und frassen alles Laub weg, so dass die beraubten Bäume kahl wie ein Besenstiel dastanden und gar traurig anzusehen waren. In dieser Not machten die Taferser eine Wallfahrt zur seligsten Jungfrau von Obermonten. In grossen Scharen nahmen die Bewohner der umliegenden Gehöfte und Weiler an der Prozession teil. Im kleinen Kirchlein las der Kaplan von Tafers, ein heiligmässiger und erfahrener Priester, die heilige Messe. Nach derselben trat er hinaus vor die Kapelle und sprach zu den Leuten: «Die Tierlein (Käfer) erwischen wir schon, denen wollen wir Beine machen.» Dann sprach er eine Beschwörungsformel. Als er sein Gebet beendigt hatte, befahl er dem Sigrist, eine Hacke zu holen und damit ein Stück Rasen aufzudecken. Verwundert kam der Sigrist der Weisung nach. Doch sieh, welch ein Anblick! Nach Freilegung des Rasenstückes wimmelte es von Tausenden verheerender Käfer. Ganz braun war der Boden von der Menge Insekten. Schnell wurden diese von kräftigen Bauernhänden mit Hacke und Stecken vernichtet. Von dem Tag an hörte die Käferplage auf und weit und breit war mehrere Jahre hindurch dieses Ungeziefer nicht mehr bemerkt.

b) Eine ähnliche Sage knüpft sich an die Kapelle von Obermettlen, Pfarrei Überstorf, an. Als in einem heissen Sommer Raupen und Käfer grossen Schaden an Wiesen und Äckern anrichteten, beteten die Bewohner zum heiligen Magnus. Ausserdem liessen sie einen frommen Kapuziner kommen, dem es gelang, das schädliche Ungeziefer zu bannen unter Anrufung der heiligen Patrone der Kapelle (Garinus, Magnus, Ulrich). Noch jetzt ist diese Begebenheit im sogenannten «Käferfreitag» erhalten geblieben.

 

Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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