In einer Pinte zwischen Ergenzach (Arconciel) und Spins (Ependes) sassen an einem stürmischen Fastnachtsabend einige lustige Burschen beisammen. Während der Unterhaltung kam man auf gute und böse Geister zu sprechen. Da rief ein aufgeschossener blonder Bursche, unter dem Beinamen «Stangenjosi» bekannt: «Ich glaube an keine Geister, weder an gute, noch an böse; und wenn es auch solche gäbe, ich fürchtete mich vor ihnen nicht!» Seine Kameraden verwiesen ihm so vermessene Rede. Aber er, dem der «Neuenburger» in den Kopf gestiegen war, liess sich nicht belehren. Prahlerisch wettete er, zur Mitternacht wolle er allein durch den Wald gehen, der sich von Altenryf bis nach Ergenzach erstreckte. In diesem Wald waren schon viele Leute verunglückt. Darum rieten alle Freunde dem Stangenjosi von seinem Vorhaben ab. Umsonst! Man wollte ihm einen Begleiter geben. Er verweigerte es.
Um 1 Uhr verliess der Verwegene die Wirtsstube und machte sich auf den bezeichneten Weg. Vom pechschwarzen Himmel fielen feine Schneeflocken. Als die Jünglinge am nächsten Morgen sich erkundigen wollten, wie Joseph heimgekommen sei, erfuhren sie zum Schrecken, der Gesuchte sei noch gar nicht daheim. Sofort suchten sie den ganzen Wald ab. Mitten im Gehölz fanden sie Blutspuren, die zu einer grausigen Blutlache führten. Ringsum war der Schnee zerstampft, als ob hier jemand gekämpft hätte. Wunderliche Spuren waren im frischen Schnee eingedrückt. Vom tollkühnen Burschen sah und hörte man nichts mehr; er war und blieb spurlos verschwunden.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.