Ein junger Bauer von Plasselb hatte eine Jaunerin kennengelernt. Wenn auch hohe Berge die jungen Leute trennte, ihre Herzen fanden sich dennoch zusammen. Von Zeit zu Zeit spannte der Plasselber seinen Schimmel ans Federwägeli und fuhr nach dem Schwarzsee. Von dort aus eilte er zu Fuss über den Euschels zur Erkorenen seines Herzens. Als der Freier (Lpr. Joh.) mit seinem Fuhrwerk spät am Abend heimwärts fuhr, sprang ihm in der Nähe von Plaffeien ein seltsames Wesen auf den Rücksitz. Es liess sich dort nicht vertreiben, sondern es hockte auf dem Sitz, bis der Bauer in Angst und Schrecken beim väterlichen Haus angelangt war. Hier erst sprang der unangenehme Fahrgast mit einem Satz vom Wagen und verschwand. Mit zitternden Händen führte L. sein Pferd in den Stall und begab sich zur Ruhe. Aber er konnte lange Zeit keinen Schlaf finden, so sehr hatte ihn das nächtliche Erlebnis aufgeregt. Er behauptete später, sein Fahrgast sei kein Erdengeschöpf gewesen; es habe gar kein Wort geredet und den Fuhrmann immer bösartig angestarrt. Mit einem menschlichen Wesen habe die Gestalt keine Ähnlichkeit gehabt.
Er war des festen Glaubens, der unwillkommene Fahrgast sei ein Wesen aus der anderen Welt, das ihm hätte Böses zufügen wollen. Zum Glück hatte der Bursche etwas Geweihtes in der Tasche, weshalb die Gestalt ihm nichts anhaben konnte. Noch in seinen alten Tagen erzählte er das Erlebnis mit dem unheimlichen Fahrgast in jener Sommernacht.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.