Bei Schmitten stand einst eine Mühle, die einzige im ganzen Umkreis (Mühletal). Der Müller verkaufte den Leuten viel Mehl, aber viele mussten es ihm zweimal bezahlen. Wenn sie es nicht taten, stahl er ihnen etwas dafür. Als der unehrliche Müller gestorben war, hörte man immer jemand in der Mühle herumlaufen, und dennoch war niemand zu sehen. Die Familie des Müllers zog an einen andern Ort und verkaufte die Mühle. Auch die folgenden Besitzer hörten den Geist umherirren. Bald wollte kein Mensch mehr in der unheimlichen Mühle Wohnung nehmen. Das verdross die Besitzer des Anwesens gar sehr. Sie liessen einen frommen Klostergeistlichen holen, der das Haus vom Störefried befreien sollte. Der Pater nahm eine geweihte Haselrute mit sich und trieb den Geist zum Haus hinaus. Er gab sich damit nicht zufrieden. Er trieb den Geist vor sich her, über Plaffeyen hinaus, bis zum Schwarzsee. Allen Leuten, denen der Pater begegnete, winkte er, aus dem Wege zu gehen. Dabei machte er mit der Rute Bewegungen, als ob er jemanden vor sich hertreiben würde. Also jagte der gelehrte Mönch den Poltergeist bis auf den Felsen hinauf, wo er ihn festbannte. Seither kehrte in der Mühle wieder die frühere Ruhe ein. Während der Vertreibung des Poltergeistes sprach der Geistliche kein einziges Wörtlein mit den Leuten, die ihm begegneten. Den Landesgruss erwiderte er mit einem flüchtigen Kopfnicken, währenddessen der Ordensmann immer den Geist vor sich hertrieb.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.