a) Östlich des Dorfes Anwil, wo die drei Banne Anwil Kienberg und
Wittnau zusammenstossen, befand sich ein steiles, schmales dreieckiges Waldstück von etwa 63 Aren, das keinem Kanton angehörte. Dieses Niemandsland hatte den Namen «In der Freyheit» und war der Zufluchtsort der Kessel- und Schirmflicker und anderer fahrender Leute, kurz gesagt der Heimatlosen. Nachdem Verhandlungen über eine Grenzkorrektion im 19. Und 20. Jahrhundert fehlgeschlagen hatten, wurde 1930 das herrenlose Gebiet unter die Kantone Baselland, Solothurn und Aarau aufgeteilt. Damit verschwand der Fleck Erde, der niemand gehört hatte.
b) Von den Festen der fahrenden Leute auf dem Heimatlosenplätz wird erzählt: Was die Frauen in den umliegenden Dörfern «zusammengefochten» hatten: Milch, Mehl, Eier, Butter, Speck und Brot wurde dort verzehrt. Wenn das Wetter besonders freundlich war, wenn beim «Fechten» viel herausgeschaut hatte, wurde geküchelt. In einer Gebse wurde von Eiern, Mehl, Milch und Salz ein Teig angerührt. Über dem Gluthaufen eines Feuers machten die Frauen in einer grossen Pfanne Butter siedend. Die äusseren Zweige der am Waldrand stehenden Haselsträucher tauchten sie in den Teig. Dann wurde rasch die Pfanne mit der siedenden Butter darunter gehalten und die Zweige hinein getaucht — und schon hingen die Haselsträucher voller Küchlein, und diese konnten vom hungrigen Volk schnabuliert werden wie im Schlaraffenland.
Anwil
Quelle: P. Suter/E. Strübin, Baselbieter Sagen. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel, Band 14. Liestal 1976
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.