Um das Jahr 1590 bat Ruedi Gerngross den Pfarrer Heinrich Strübin auf dem Kirchhof zu Ziefen vor der Predigt, er möge ihm das erste Kapitel aus dem Evangelium St. Johannes abschreiben. Der Pfarrer wies ihn an den Schmied oder an den Müller, da es ihm an Zeit fehle. Gerngross erwiderte, die beiden würden es ihm nicht abschreiben. Auf die Frage, was er mit der Abschrift tun wolle, antwortete er: «Ich bitt euch dorum, und londs by euch bliben, deheimen hab ich ein krank Ross, wan ich sanct Joannis Evangelium under die Thürschwellen legte, so wurd es bald gsund.» Ueber diese Worte erschrak der Pfarrer und «vermannt in mit allem Ernst abzuston, dan soliches von Gott und der Oberkeitt verbotten wäre.»
Als der Pfarrer nach der Predigt die Kirchenältesten und Bannbrüder darüber informierte, erfuhr er, was für ein «Versegner» Gerngross sei. «Ich hertt (hörte) bald, das khein Nachlossens bey im wäre, man bring ime an heiligen Sontagen vor und zwischen der Predig kranke Ross us Sollothurner Gebiett zu (das ist des Teufels List, domit er die Lüth von der Predigt göttlichen Worts abhalte), etliche siner Nachburen (so noch läbten) sagten, dem Gerngross wirtt gewis ein Mal mit siner schönen Kunst das Maull zerfallen. Er will doch aller Rossen Grosätti werden.»
Bald darauf kam Pfarrer Strübin in einer Vorbereitungspredigt zu Bubendorf auf die «Versegner» zu reden, wobei er, ohne Namen zu nenne, den Ausdruck «aller Rossen Grosätti» verwendete. Bei einer späteren Klage des Ruedi Gerngross, er habe ihn «aller Rossen Grossvater geschulten», rechtfertige sich der Pfarrer durch einen Bericht.
Ziefen
Quelle: P. Suter/E. Strübin, Baselbieter Sagen. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel, Band 14. Liestal 1976
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.