Vor fünfzig Jahren hatte das sogenannte Chrüziholz eine viel grössere Ausdehnung als heute. Es erstreckte sich von der Sandgrube im Sagenrain bei Düdingen Bis nach St. Wolfgang in ununterbrochener Länge. Die alte Strasse nach Freiburg führte durch den dunklen Forst. Einst kam an einem Spätabend der alte Sigrist von St. Wolfgang in angeheiterter Stimmung von Düdingen her nach Hause. Im Kreise seiner Freunde und Bekannten hatte er etwas über den Durst getrunken, ohne deswegen ein Trinker zu sein. Als er in etwas angeheitertem Zustand durchs Chrüziholz schritt, kamen ihm alle Geschichten in den Sinn, die beim Volke über diesen Wald in Umlauf gingen. Da rief er in seinem Übermut: «Wenn epis dran ischt, dass hier Ünküreni syn, so söle si jitzt vüra cho». Er sollte nicht ungestraft diese Herausforderung gemacht haben, denn alsbald sprang eine unheimliche Gestalt auf ihn los und setzte sich ihm auf die Schulter, wo sie sitzen blieb. Der erschrockene Sigrist rannte, so schnell ihn die Beine tragen konnten, nach Hause. Bis vor die Haustüre hockte der unbekannte Reiter auf des Sigrists Rücken, dann sprang er ab und verschwand. Totenblass trat der Mann in die Stube und wagte vorerst nicht, sein Erlebnis zu erzählen. Erst einige Zeit nachher erzählte er seiner Familie gegenüber, was ihm in besagter Nacht zugestossen war.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.