Zwei Männer aus Giffers, Chr. Marro und ein gewisser Jaquat, machten einst einen Ausflug auf die Kaiseregg. In der bekannten, sagenumsponnenen Riggisalp kehrten die Wanderer ein und blieben da über Nacht. Auf dem Heuboden über der Küche wählten sie ihr Nachtlager auf dem knistrigen Bergheu. Mitten in der Nacht erwachten sie und vernahmen ein lautes Geräusch von der Küche her. Zuerst spähte Marro durch eine Bretterritze vorsichtig hinab, was es drunten gäbe. Das war allerdings etwas sehr Ungewöhnliches. Auf dem Herd brannte ein grosses Feuer. Darüber hing das Käsechessi am Balken. Fremde Älpler hantierten eifrig in der Küche und machten Käse. Marro wusste nicht, träumte er, oder war es Wirklichkeit. Er winkte seinen Kameraden Jaquat heran und bat ihn, in die Küche hinab zu schauen. Auch er machte die gleiche Wahrnehmung und flüsterte: «Du Chrischti! Da ischt epis nit jùscht» (da ist etwas nicht richtig). So gegen ein Uhr morgens erlosch das Licht in der Küche. Sennen und Chessi waren plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Als es tagte, suchten die zwei Wanderer die ganze Hütte nach den Spuren der nächtlichen Besucher ab, ohne aber etwas zu entdecken. In Küche und Stall war alles im selben Zustande, wie die zwei Männer es bei ihrer Ankunft vorgefunden hatten am Vorabend. Marro und Jaquat waren gleichwohl froh, dass sie so ungestört von dieser unheimlichen Gesellschaft sich fernhalten konnten und von ihnen keine Belästigung erfahren hatten, ausser der gestörten Nachtruhe.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.