Die störrischen Satansgeister

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Zur Zeit des Pfarrers Mâret, dessen Portrait noch im Pfarrhofe in Savièse zu sehen ist, so wird erzählt, hausten im Berge Chamoréta im Sanetschtal, eine Unzahl störrischer und boshafter Geister — Mâlins — welche ohne Unterlass an den Felsen herumnagten und Geröll und Steinblöcke zu Tal stürzen machten. Um grösseres Unglück zu verhüten, wandten sich die Leute an ihren frommen Pfarrer, die Geister zu bannen. Ungern übernahm dieser den schwierigen Auftrag; doch wollte er's versuchen. Drei Tage lang bereitete er sich vor durch Fasten und strenge Busswerke; er nahm selbst drei Nächte sein Nachtlager auf dem Kirchhofe zwischen den Gräbern der Abgestorbenen, zog die Strümpfe aus und legte zerbrochene Schalen in die Schuhe, als er den Berg hinauf zu den Geistern stieg. Er fand sie richtig: aber diese spotteten seiner und machten sich über ihn lustig: Ob er etwa komme mit ihnen Kameradschaft zu machen, denn er sei — einer ihresgleichen — ein Dieb. Das wollte der verblüffte Pfarrer, der ein gutes Gewissen hatte, nicht zugeben; doch man erinnerte ihn, dass er einmal, als er müde den Berg hinaufstieg, aus einem Weingarten einen Rebstichel zur Hand genommen und selben noch nicht erstattet hätte. Der Pfarrer war sich nun des Fehlers bewusst und ging zurück, um die Erstattung zu machen.

Als der Pfarrer wieder erschien, wussten die Geister nichts mehr einzuwenden als: «Mârait n'est jamais bon foin! — Lische (Anspielung auf seinen Namen) ist kein gutes Heu!» — «Aber Lische ist doch gut für störrische Maulesel», entgegnete der Pfarrer. — Die Geister mussten weichen und zogen in den Berg Cerney.

Aber damit gewannen die guten Leute wenig oder nichts; die boshaften Geister begannen in Cerney eben das zu verüben, was sie vorher in Chamoréta getan. Darum baten sie wieder den Pfarrer, er solle doch diese Zerstörer zum Tale hinausbannen. Der bereitwillige Pfarrer stieg wieder in's Sanetschtal hinauf und nahm diesmal die Geister mit sich zurück ins Pfarrhaus nach Savièse, um ihnen da Stricke zu geben und sie dann ans Meer zu senden, aus Sand Fäschen zu machen. Um aber die stets tätigen Geister unterdessen zu beschäftigen, bis er die Stricke im Hause zusammengeholt hätte, nahm er einen Sack voll Roggen und einen anderen voll Weizen, schüttete alles durcheinander und befahl ihnen, das Getreide wieder zu sondern. Der Pfarrer beeilte sich sehr, mit den Stricken schnell wieder einzutreffen; doch die Geister hatten die Arbeit schon vollendet und machten sich eben daran, den Stubenofen abzutragen; ja die obere Platte lag schon auf dem Boden, als er mit den Stricken in der Hand wieder ins Zimmer trat. Er übergab ihnen die Stricke und sandte sie an den Meeresstrand, wo sie noch jetzt voll auf zu tun haben, um Sand in Büscheln zusammen zu binden.

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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