Der dienstfertige Satan

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In St. Niklaus wird von einem alten Mütterlein erzählt, das im Riedacher, Gemeinde Gasenried, wohnte, wo es einige schöne Wiesen besass. Einmal wollte dasselbe eine Bürde Heu von Rüttinen hinüber nach seiner Heimat tragen; wurde aber bei der Rüttikapelle von einem heftigen Windstosse überfallen und samt der Bürde zu Boden geworfen. Voll Ungeduld und Zorn über das Missgeschick rief es aus: «Teufel komm, und trag du mir's heim.» Sogleich stellte sich der Gerufene ein, und im Nu waren Weiblein und Futter daheim.

Das war aber auch in damaligen Zeiten mehr als genug, das mürrische Mütterlein der Hexerei anzuklagen und in St. Niklaus in den Kerker zu werfen. Das Weiblein hatte nämlich, wie bereits gesagt, im Riedacher ein paar schöne Wiesen, nach denen dem Richter der Mund schon lange wässerte. Und wirklich erreichte dieser sein Ziel mit geringer Mühe. Als man das Weiblein zum Verhör im Kerker abholen wollte, ward dasselbe tot auf dem Boden gefunden. Das ersparte nun dem Henker die Mühe, sein Amt auszuüben und der Richter erhielt das gewünschte Erbe.

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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