Im Lerchj an Jungen, in St. Niklaus, so wird erzählt, lebte einst ein junger Bursche allein in seinem Wohnhause. Er liebte das Tanzen sehr und fand dazu am abgelegenen Berge Jungen, wo Anfang Winters viel junges Volk zum Viehfüttern sich aufhält, stets die beste Gelegenheit. Bei einem Winterabendsitze tanzte er mit solchem Eifer, und solcher Anstrengung, dass der Schweiss in Bächen über ihn herabrann und er vor Hitze kaum mehr Atem schöpfen konnte. Um sich schnell Erleichterung zu verschaffen und recht bald am geliebten Tanze wieder teilnehmen zu können, ging er ins Freie hinaus und legte sich schweisstriefend auf den kalten Schnee. — Das konnte aber sein Körper nicht ertragen; er fiel krank und starb.
Diesen zu frühen, selbstverschuldeten Tod scheint aber der Arme noch im Jenseits abbüssen zu müssen; denn in seinem Hause wurde und blieb es bis auf den heutigen Tag unheimlich. Ein unsichtbarer Geist haust da um den Stubenofen herum und duldet auf demselben nichts. Alles muss da fort; selbst die Hausbewohner, die sich etwa darauf wagen, werden herabgeworfen, ohne zu merken, wie das geschehe. Übrigens ist der Geist sehr verträglich und die Hausleute sind an ihn so gewöhnt, wie an einen alten Hausgenossen. Wenn sie abends beim Stubenofen ihre Kleider ausziehen und ins Bett gehen, so kommt der Boze zur Stubentüre herein und nimmt auf der Ofenbank Platz; und wenn sie am Morgen aufstehen und zum Ofen kommen, so ist er wieder fort. Nur das Nachsehen hat der Geist nicht gerne und rächt sich am Neugierigen. Einmal wollte nämlich der Hausvater dem abziehenden Bozen nachfolgen und sehen, wohin er gehe. Dieser ging ins Kellerloch hinab. Da fand jener eine ungeformte, schwarze Gestalt und wurde dafür für etliche Tage krank. — Seltsam, dass dieser Spukgeist noch jetzt leben soll und nicht, wie so viele andere auch, längstens gestorben.
Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch