Es gibt der Sagen viele, welche erzählen, wie Menschen durch sonderbare Zeichen und Warnungen vom Tode seien gerettet worden. So wurden z. B. zwei Kinder von unbekannter Stimme aus dem Schlafe geweckt und aus dem Zimmer gelockt, das zusammenbrach sobald sie dasselbe verlassen hatten. — Ein in der Nacht Heimkehrender sah sich auf einmal von seinem Doppelgänger begleitet. Erschrocken verzögerte er seine Schritte uns sah aus kleiner Entfernung wie jener in sein Haus trat und selbst auf sein Zimmer stieg. Eben wollte er nachsehen, wer dann doch vor ihm seine Wohnung bezogen habe, als das Gemach einstürzte. Wäre er durch die Erscheinung nicht aufgehalten worden, so hätte er im Hause den Tod gefunden.
So erzählt auch Herr Kaplan Mooser in Zermatt, dass ein gewisser Anton Biner einst bei Sturm und Regen auf dem Gornergletscher unter einem, auf der Oberfläche des Gletschers liegenden Steine Schutz gesucht habe. Er kauerte noch nicht lange darunter als er deutlich rufen hörte «Hans Anton! Flieh!» Weil er sich auf dem wilden Gletscher stundenweit ganz allein wusste, glaubte er sicher sich geirrt zu haben; folgte darum der Warnung nicht. Aber es währte nicht lange und die Stimme rief stärker und ernstlicher:
«Hans Anton! Aber jetzt fliehe!» Erschrocken sprang er nun hervor; — doch kaum war er fort, als der grosse Stein wälzte und über den Gletscher dem Abgrunde zu rutschte.
Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch