Die Familien-Statistik von Zermatt erzählt: Einmal sei zu einer Zigeunerin, die in Kindsnöten lag, eine Zermatter-Hebamme berufen worden. Nach vollendetem Geschäfte gab man ihr als Bezahlung Kohlen in ihr Vorschoss, die sie auf dem Heimwege meistens wegwarf. Ein Zigeuner, der ihr nachfolgte, sammelte die weggeworfenen Kohlen fleissig auf, öfters die Worte wiederholend:
«Meh zat — minder hat.»
Zu Hause angekommen, sah die Hebamme zu ihrem grossen Erstaunen und Leidwesen, dass die noch übrigen Kohlen Gold geworden waren.
Die gleiche Geschichte wird auch im Saastale erzählt, wo die Godwerdjimutter auf Fee an der Honneggen soll gewohnt haben. Hirtenknaben wollen einmal in einem Felsenspalte die "goldene Wiege" dieser steinreichen Kindbetterin gesehen haben, waren aber zu dumm selbe gleich zur Hand zu nehmen. Als man sie nachher wieder suchen wollte, war sie nicht mehr zu finden.
Auch in der französischen Gemeinde Savièse geht ganz die gleiche Sage von einer Fee — Zauberin, die dieses Spiel mit einer Hebamme trieb.
Im Torrent de Martemoz, Eringertal, so erzählen da die Leute, wohnt eine Fee, die in einer Pyramide unermessliche Schätze aufbewahrt. Einem Weibe versprach sie einst, dass einer aus der Familie Quarroz in Evolena den Schlüssel zu diesen Kostbarkeiten unter einer dürren Wachtholderstaude finden werde. — Die Familie starb aber aus, ohne den Schlüssel und den Schatz bekommen zu haben.
Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch