Die Pest in Zermatt

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Auch in Zermatt gehen noch viele Sagen von grossen pestartigen Krankheiten, welche schrecklich unter der Bevölkerung wüteten. Sie scheinen früher häufiger gewesen zu sein als in neueren Zeiten. Die letzte aussergewöhnliche Sterblichkeit finden wir am Anfange dieses Jahrhunderts. Im Pfinkriege wurde nämlich ein Zermatter gefangen, misshandelt und nach Waadtland in die Gefangenschaft geführt, wo er viel zu leiden hatte. Hager, zerlumpt und im grössten Elende kehrte er in seine Heimat zurück und brachte eine ansteckende Krankheit mit, an der von 440 Personen 40 starben; er selber aber blieb am Leben.

Die Sagen aus früherer Zeit lauten viel trauriger. Einmal soll soviel Volk gestorben sein, dass auf dem Wege zur Kirche Gras zu spriessen anfing. Man fand nicht mehr Leute, die Toten zu begraben. Da liess sich dafür ein alter Mann anwerben, der ein offenes Bein hatte und darum von der Seuche verschont blieb. Auch dieser soll eine klafterhohe Schichte Leintücher als Begrablohn erhalten haben. — Eine Familie wohnte in einem Hause in einiger Entfernung allein. Diese schloss sich ein und vermied jede Zusammenkunft mit anderen Menschen; nur von Zeit zu Zeit kam einer auf einen Hügel heraus, um zu erfahren, ob der Tod aufgehört habe. Endlich vernahm er die gute Botschaft und freudig kamen die Verschonten hervor, um zahlreiche Erbschaften in Empfang zu nehmen. Man teilte die Gerätschaften frohen Herzens, nur um einen Sack voll Wolle wurde gezankt, die endlich der freigebliebenen Familie zufiel. Und mit dieser Wolle brachten sie die Krankheit in ihr Haus; in kurzer Zeit starben alle. — Ein lediger Bursche flüchtete sich beim Einbrechen der Krankheit über den Augstalberg aus dem Lande. Als er nach langer Zeit zurückkam hatte der Tod aufgehört, aber er zog einen zurückgelassenen Rock an, der ihm die Krankheit noch mitteilte und den Tod gab.

(erzählt von Kaplan Mooser)

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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