Im letzten Franzosenkriege, an welchen jeder Patriote von Oberwallis nur mit einem Fluche denken kann wegen den Gräueln, welche in seinem Vaterlande verübt wurden, fielen auch folgende zwei tragische Ereignisse vor. Nach der Erstürmung der Schanze vom Pfin, als die Feinde schon bis Visp vorgedrungen, soll sich eine grosse Schar derselben bei der Rittikapelle versammelt haben, um auszuruhen und sich mit Wein zu stärken. — Da schoss ein erzdummer, vom Franzosenhasse wütender Bauer von Brig, über die Rhone hinüber mit einer Muskete in diesen Soldatenhaufen. Wie ein Fels, wenn er in einen ruhigen See stürzt, denselben in Aufruhr bringt, so dass seine Wogen wütend auseinander und wieder zusammenspringen, so öffnete sich diese Masse der Franzosen und schlug wieder unter furchtbarem Gebrüll zusammen. Den Sturmmarsch schlagen, die Waffen ergreifen und im vollen Lauf vorwärts stürzen, war das Werk eines Augenblickes. Das war aber ein grosses Unglück! Zahlreiche alte, ermüdete und halb- und starkblessierte Walliser befanden sich auf der Landstrasse, die dem Feinde hätten entgehen können, wenn dieser mörderische Schuss nicht geschehen wäre. So aber wurden diese alle eingeholt und fielen in die Hände eines erbarmlosen Feindes, der seinen Sturmlauf überall mit gemordeten und misshandelten Leichen bezeichnete.
Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch