Neueste Geistererscheinungen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In Täsch zündete nicht vor langer Zeit eine unsichtbare Hand im Zimmer eines kranken Mädchens zuerst auf dem Tisch, dann auf der Ofenbank ein Licht an. Bald klagte die Kranke, sie werde an den Haaren gezogen und es wolle ihr die Decke fortreissen. Alle hörten ein unheimliches Kratzen an der Wand und die Hausmutter selbst wurde an der Schürze lebhaft gezogen. Man nahm Zuflucht zum Gebete und zu Segnungen und der Spuk hörte langsam auf.

In Randa, Vispertal, ist ein Haus, welches durch sein unheimliches Wesen gegenwärtig allgemeines Aufsehen erweckt. Es soll dort ein tückischer Kobold den Hausmeister aus dem Bette gestossen und, wenn er im Keller Wein holte, mit Steinen hinausgejagt haben. Am Abend und selbst am Tage, bei verschlossenem Hause, hörte man es darin jammern, seufzen, poltern, rauschen und mit Kuhtricheln läuten und noch viel anderes. Die benachbarten Pfarrer sind als Exorcisten berufen worden; konnten aber nichts ausrichten.

In Zermatt soll der Pfarrer einer Verstorbenen die Kommunion ausgeteilt haben. Eine fromme ledige Person, welche oft die hl. Sakramente zu empfangen pflegte, fiel krank und konnte wegen beständigem Erbrechen die hl. Wegzehrung nicht erhalten. Am ersten Sonntage nach ihrem Tode erschien sie an der Kommunionbank in ihrer gewöhnlichen Sonntagskleidung und am gewohnten Platze, wo ihr der Pfarrer, der sie wohl kannte, aber an ihren Tod im Augenblick eben nicht dachte, die hl. Kommunion erteilte. Als dieser gleich darauf sich ihres Todes erinnerte und die Sache näher untersuchen wollte, war die rätselhafte Person nirgends mehr zu finden!

Ein Mann soll dort nach dem Tode einer Person erschienen sein und Anordnungen für seine Erlösung gefordert haben. Ein braver und ernsthafter Mann hatte in der Typhuskrankheit, welche 1860 in Visperterminen viele Opfer gefordert, seine Gattin und einen lieben Bruder verloren. Bald darauf wollte ihm der Schlaf in einer vom matten Mondlichte sparsam erhellten Nacht kein Auge zudrücken; seine Kinder und eine Hausmagd aber schliefen fest im gleichen Zimmer. Nachdenkend setzte er sich im Bette auf und begann für die lieben Verstorbenen ein frommes Gebet zu verrichten. Als er aber zufällig in der Stube umblickte, sieh! Da sass sein toter Bruder auf der vorderen Tischbank zum Tische gewendet und seine Arme auf denselben stützend. Er war genau in allem gekleidet, wie er ins Grab gebracht wurde. Der lebende Bruder, der seltsamerweise keinen besonderen Schrecken empfand, eröffnete mit ihm ein langes Gespräch und verlor ihn dann wieder aus den Augen ganz plötzlich und unerwartet. Er vernahm Geheimnisse und Aufträge, die deutlich für die Wahrheit der Erscheinung sprachen. — Die Magd merkte von allem nichts, aber die Kinder fragten am Morgen den Vater, wer in der Nacht in die Stube gekommen sei und so lange mit ihm gesprochen habe.

In Emd soll bei hellem Tage eine Schwester ihre Verstorbenen in der Scheune im Festtagsgewande gesehen haben; doch weil sie ihr den Rücken zugewandt, habe sie selbe nicht anreden dürfen.

In Visperterminen soll ein Bruder dem andern erschienen sein und ihm einige Offenbarungen gemacht haben.

In Bellwald hat eine derartige Erscheinung und ein Totengang grosses Aufsehen gemacht und ist fast allgemein für eine unbezweifelte Wahrheit gehalten worden.

Ich könnte Vieles von der Art noch anführen. So wenig ich überhaupt an solche Spukgeschichten glaube, so wage ich es doch nicht, alle diese Leute, die es mit vollem Ernst erzählen, der Leichtgläubigkeit zu beschuldigen.

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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