Der Schatz auf den Bleikinen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Auf dem Brigerberg, an den Bleikinen, soll der reiche Schatz von neunundneunzig Rittern verborgen liegen. Dort soll ein armes Mädchen, ein Temperkind, als eben die Sonne golden zu Gnaden gehen wollte, im Vorbeigehen etwas Schönes erblickt haben. Neben mehreren geöffneten, schweren Kisten voll roten Goldes sass ein schwarzgekleideter vornehmer Herr mit einer schönen Tochter. Die ganze Pracht dieser Schätze und der seltsamen Frauenkleidung sei ihm nicht möglich anzugeben. Sie trug ein wunderbares schwarzes Hütchen mit schönen Federn, welche ihr so tief ins Gesicht herabhingen, dass sie dasselbe nicht recht habe sehen können. Schwarzes, prächtiges Lockenhaar spielte um Wangen und Nacken. Ein hoher Spitzkragen bog sich vom Rande des Mieders zurück und liess den blendend weissen Hals und die Schultern sehen. Ein Kleid von dunklem Atlas glänzte über dem weissen Unterkleide. Weisse Ärmel, reich gefaltet, umhüllten die Arme und reiche Stickerei zierten den Rock. Von dem köstlichen Geschmeide an Hals und Brust wolle es erst nichts sagen. Zweimal habe sie ihm mit der kleinen Hand gewinkt — und es tat schon einige Schritte zu ihr, aber die Schönheit der Frau und der Reichtum des Schatzes habe es geblendet und schüchtern gemacht, — so dass es, lieber Gott, einige Minuten lang unschlüssig stehen blieb — und — sein Glück verspätete. Die Sonne ging eben unter; — da hörte es ein starkes Rauschen. Auf beiden Seiten des Hügels, worauf der Schatz sich befand, kam plötzlich ein grosses Wasser herunter, das es nicht hätte überspringen können; — es musste also zurücklaufen. Wie es so eine Strecke gelaufen und zurückschaute, — da war alles verschwunden.

Ein anders Mal, als ein armer Mann in der Nacht dort vorüberging, fand er einen Haufen rundgeschnittener Stücke alten Leders. Er nahm einige Stücklein davon mit sich nach Haus. Als er sie am Nachtag aus dem Sack nehmen wollte, sah er zum grössten Erstaunen, dass es alte spanische Louis d'or gewesen. — Oft ging er später dahin, — fand aber nichts mehr.

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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