Es soll auch ehemals tückische Geister und Bozen in unserem Wallis gegeben haben. Oft haben sie bei der Nacht zwei Kühe an eine Kette geheftet; in den Staffeln auf den Alpen das Vieh vom Lager aufgestört und auseinandergetrieben; in den Häusern und Ställen herumgepoltert; Stühle und Geschirre bei nachts den Leuten in den Weg gestellt, dass sie darüber fielen; das Bettgewand dem Schlafenden abgezogen usw. Im Natisserberge soll in einem Hause ein Bozo gewesen sein, der ein Getöse machte, als wenn er Wolle karte. — Ein frecher Bursche, dem dieser Geisterlärm zu lästig wurde, machte mit Fleiss eine nicht anständige Musik im Bette, worüber der Geist sich erzürnte, dass er ihm das Bettgewand abzog und so tüchtig das Blasinstrument dätschte, dass er lange nachher nicht mehr sitzen konnte. — Auch erzählt man von einem Lachergeist, der plötzlich hinter jungen, verliebten Personen ein solches Gelächter erhob, dass Berg und Wald davon widerhallten. — Zwei Jäger, die in einem Stall übernachteten, kamen auch auf den Lachergeist zu reden; der einte spottete über ihn und behauptete er sei ein Unverstand und Geizhals gegen sein Weib gewesen. Da hörten sie, als beide so auf dem Stroh lagen, mit gellendem Gelächter den Lachergeist neben sich. Er glich einem grauen grossen Weibe, nahm unter stetem Gelächter eine Fäsche (Wickelband) heraus und fäschte (band) den Spötter ein wie ein Kind, nahm ihn dann auf den Schoss und löffelte ihm grauen Koch in den Mund, bis er erstickte. Dann legte er den eingefäschten Toten nieder und entfernte sich wieder mit schrecklichem Gelächter. Als es Tag war, fand man den Mund des Toten mit Aschenpappe angefüllt.
Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch