Arx Dominorum de saxo, französisch: le château du rocher, gewöhnlich Supersaxo geheissen, weil es auf Felsen gebaut, von welchem die Familie Supersaxo, früher Michlig, den Namen erhielt, war ehemaliger Sommersitz der Bischöfe von Wallis. Vor seinem gänzlichen Verfall seien dort noch lange Zeit Gänge und offene Säle zu sehen gewesen, welche junge Leute oft zu verborgenen Tänzen benutzten. Zu einer solchen nächtlichen Belustigung gingen einst zwei Burschen. Sie kamen zwei Stunden weit her vom Natisserberg herab. Als sie nun bei dieser Schlossruine anlangten und in den finstern Gang traten, der zu dem Tanzsaale führte, hörten sie das Spiel und Stampfen der lustigen Leute. Aber auf einmal wagten sie keinen Schritt weiter zu tun, starr hefteten sie ihre Blicke auf einen Gegenstand, die Haare standen ihnen zu Berge vor Schrecken — denn vor der Türe des Tanzsaales lag ein grosser schwarzer Ochse, der ein einziges feuriges Auge, wie ein Teller gross, mitten an der Stirne hatte. Die Tanzlust dieser zwei jungen Leute, wie man sich denken kann, verwandelte sich in solche Furcht und Schrecken, dass sie einander an der Hand fassend, ohne ein Wort zu einander zu sprechen, eilig nach Hause liefen, indem es sie dünkte, sie berührten keinen Boden. Beide verfielen nachher in eine schwere Krankheit.
Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch