Der Senn auf jener Hinterländeralp hätte sich bald zu Tode geärgert, denn einerlei, ob er ein grosses oder ein kleines Feuer unter dem Kessi anfachte, immer brannte die Milch am Kessiboden an, und weil auch der beste Senn aus angebrannter Milch keinen Käse machen kann, so kam er immer mehr in Schaden und wusste bald
nicht mehr wo ein und aus.
Einmal kommt ein altes Linthaler Manndli auf die Alp und schaut unverwandt ins Feuerloch und ins Kessi, sagt aber kein Wort und der Senn auch keins, und wie es fortgeht, schüttelt es den Kopf und ist verschwunden.
Anderntags steht es wieder in der Hütte und fragt nach dem und jenem und wie es stehe mit dem Vieh und mit allem.
«Wenn ich nur den Ärger mit der Milch nicht hätte!» seufzt der Senn. «Ihr habt’s ja selber gesehen, jedes Mal brennt mir die Milch an, und dabei ist das Kessi geputzt und geglänzt wie ein Spiegel.»
Wie das Manndli aber zum dritten Mal bei ihm steht und ihm zuschaut, wie er das Kessi mit heissem Wasser und Katzenschwänzen fegt, bis es spiegelglatt ist, da fragt es ihn ganz gelassen. «Habt ihr auch schon ins Feuerloch geschaut?»
Aber der Senn sieht beim besten Willen nichts als ein paar halbverbrannte Knebelchen und eine Hand voll Asche.
Das Manndli fängt an mit seinem Stecken in der Asche herumzustochern, räumt das ganze Feuerloch aus und findet zuallerunterst einen dicken, eichenen Nagel, der nicht verbrannt ist. Den schaut es zufrieden an und wirft ihn weit über den Bach.
Wie aber der Senn verwundert fragt, ob denn das Nägelchen an dem ganzen Unheil schuld sei, da nickt das Manndli und lacht leise: «Es wird wohl noch etwas anderes dabei gewesen sein?»
Was aber, das verriet es nicht, ging seines Wegs und erschien nie mehr. Der Senn aber hatte vom Tag an keine böse Stunde mehr mit Käsen.
Quelle: K. Freuler, H. Thürer, Glarner Sagen, Glarus 1953
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch